Rezension

Ein wirklich kreativer Weltenentwurf, jedoch mit durchschnittlicher Story

Zodiac - Romina Russell

Zodiac
von Romina Russell

Bewertet mit 3 Sternen

Die sechzehnjährige Rho gehört zum Volk der Krebse und besucht die renommierte Zodai Universität. Dort lernt sie, die Sterne zu deuten. Doch auf ihre unkonventionellen Methoden reagieren ihre Lehrer mit großer Skepsis. Deshalb nimmt sie auch niemand ernst, als sie ein schlechtes Omen sieht, das sonst niemand entdeckt hat – bis ihr Heimatplanet zerstört wird. Doch Rho sieht noch mehr: Der Feind versteckt sich hinter dunkler Materie und auch die Heimat weiterer Völker. Doch weiterhin glauben ihr nur wenige, dass  die Gefahr besteht und von einem in Vergessenheit geratenen dreizehnten Haus ausgeht. Trotzdem macht sich Rho auf, um die Völker zu warnen. Wird sie die Galaxie retten können?

Das Buch weist von der ersten Seite an ein enorm hohes Tempo auf, weshalb ich eine Weile brauchte, um mich in der fantastischen Welt der Autorin zurechtzufinden. Rho lernt man als Studentin kennen, doch ihr Leben wird auf wenigen Seiten völlig auf den Kopf gestellt. Ihre Heimat wird zerstört und kurz drauf erhält sie völlig unverhofft eine neue Position. Trotzdem bleibt Rho erstaunlich cool, weist kurz darauf hin dass sie sich das eigentlich nicht zutraut und legt dann trotzdem gleich los.

Mit Rho bin ich leider nicht richtig warm geworden. Sie hat die stärksten Fähigkeiten, das reinste Herz und das Wohl der Galaxie steht für sie immer an der obersten Stelle. Für meinen Geschmack war sie einfach zu perfekt. Dass sie sich ruckzuck in einer Dreiecksgeschichte wiederfindet bleibt ihr einziger Makel, der meine Sympathien für sie auch nicht steigern konnte.

Mein Lieblingscharakter in diesem Buch war Hysan, einer ihrer beiden Begleiter. Er gehört zum Volk der Waage und ist nie um einen Spruch verlegen. Gleichzeitig ist er unglaublich erfinderisch und technisch begabt und hilft Rho damit immer wieder aus der Patsche. Ihr anderer Begleiter, Mathias, ist deutlich zurückhaltender, weshalb ich mich in Hysan besser hineinversetzen konnte. Auch Rhos Freundin Nishi fand ich klasse, von ihr hätte ich am liebsten noch mehr gelesen.

Obwohl das Tempo der Handlung sehr hoch ist, hatte das Buch für mich einige Längen, denn Rho kommt mit ihren Bestrebungen einfach nicht so recht voran. Den Großteil des Buches ist sie damit beschäftigt, von einem Planeten zum nächsten zu fliegen und dort Diskussionen zu führen. Zwischendurch sterben immer wieder sehr viele Menschen, doch damit das Buch nicht zu dramatisch wird verzichtet die Autorin hier auf ausführlichere Beschreibungen. Stattdessen bleibt der Fokus weiterhin auf dem Vorankommen von Rhos Rettungsmission.

Der Grund dafür, dass die Autorin die Protagonistin in einem Wahnsinnstempo durch die Galaxie jagt, ist schnell gefunden. Sie möchte dem Leser so viele Sternzeichenvölker und ihre Besonderheiten wie nur möglich vorstellen. Jedes Volk sieht anders aus, lebt unter anderen Bedingungen, pflegt eine andere Kultur, hat ein anderes Herrschersystem, eine andere Stärke, andere Kommunikationsmittel und und und. Hier hat Romina Russell große Kreativität bewiesen und zeigt dem Leser nur allzu gerne ihre fantastische Welt, die auch mir sehr gefallen hat. Doch zwölf Völkern gerecht zu werden ist ein sportliches Ziel, was in meinen Augen zulasten der Handlung ging. Das Ende des ersten Bandes bietet noch eine schöne Überraschung, ist insgesamt aber eher traurig und offen. Die Fortsetzung scheint zum Glück nicht zum lange auf sich warten zu lassen, sie erscheint im Dezember auf Englisch.

„Zodiac“ ist der Auftakt einer Fantasyreihe, deren größter Pluspunkt die Kreativität ist, mit welcher die Autorin die zwölf Sternzeichenvölker der Galaxie entworfen hat. Die Handlung erlebte ich leider als durchwachsen, was vor allem daran lag, dass ich bei der Protagonistin die emotionale Tiefe vermisste und mit ihr nicht warm wurde. Dank Spannungshöhepunkten und dem tollen Nebencharakter Hysan ging mir die Lust am Weiterlesen aber nicht verloren. Von mir gibt es daher drei Sterne.