Rezension

Ein witziges "Sachbuch" über die mögliche Menschheitsgeschichte

Best of Menschheitsgeschichte - Thore W. Masge

Best of Menschheitsgeschichte
von Thore W. Masge

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Buch das allenFans von "Per Anhalter durch die Galaxis" bestimmt gefällt!

Bei diesem Buch handelt es sich, wie der Name erahnen lässt, um ein „Sachbuch“, (wenigstens, wenn man den Aufbau betrachtet, ansonsten lässt es sich nicht wirklich in eine Schublade stecken) über die Geschichte der Menschheit – geschrieben von einem Außerirdischen!

Besagter Außerirdischer geht dabei im ersten Kapitel auf die Vergangenheit des Menschen, also seine Entstehungsgeschichte, im zweiten auf die Gegenwart und im dritten auf mögliche Zukunftsszenarien ein.

Das Ganze ist urkomisch, jede menschliche Eigenart, die einem (als Mensch), wenn man mal ganz ehrlich zu sich ist, im Alltag oft schon nicht ganz erklärlich ist, wird hier aufs Korn genommen und unsere ganze Geschichte und die Evolution stellt sich nach diesem „Geschichtsbuch“ als komplett falsch verstanden heraus.

Ich will nicht zu viel vorwegnehmen, aber die, die glauben, wir stammen von Adam und Eva ab, liegen (natürlich) falsch. Ganz ohne überirdische Hilfe haben wir das mit der Evolution aber auch nicht hinbekommen… Nein, wir stammen von Erna und Detlef ab, zwei Bakterienstämmen, die von einem außerirdischen Gremium im Rahmen eines Entwicklungshilfeprojekts auf die Erde geschickt wurden und dabei aus Versehen auch noch die Dinosaurier ausrotteten…und überhaupt leben wir wahrscheinlich nur noch, um ein intergalaktischens Telepathie-Publikum mit einer meistens ganz unterhaltsamen und ungewollten „BigBrother“-Show erheitern.

So wird eine vermeintliche Wahrheit über unsere Entstehung und Entwicklung nach der anderen aufgenommen und ganz neu beleuchtet.

Ich könnte mir die Story sehr gut als Kabarett-Programm vorstellen. Gerade auch die Bezüge zu Außerirdischen in der irdischen Popkultur, Aufzählungen von menschlichen und menschengemachten Merkwürdigkeiten (im sogenannten „Nachschlag“) sowie den Inhalten des „Kuriositätenkabinetts“ am Ende des Buches verstärken diesen Eindruck noch.
Als Buch, das ich persönlich aber gerne an einem Stück lese, hatte es zwischenzeitlich seine Längen, einige Anekdoten werden häufig wiederholt, was aber wahrscheinlich nicht auffallen würde, wenn man immer mal wieder ein Kapitel liest, zwischendurch andere Bücher liest etc.

Das Kapitel über die Vergangenheit fand ich so unglaublich witzig, dass ich beim Lesen immer wieder lachen musste. Gegen Ende der Vergangenheit und zu Beginn der Gegenwart (ähh …ja: Was ist Zeit eigentlich? Ich merke, dass der Schreibstil des Buches schon auf mich abgefärbt hat), wurde es mir dann aber wirklich etwas zu langatmig und blieb für meinen Geschmack ein bisschen zu nah an der Realität. Die menschlichen Sonderlichkeiten wurden durch den Kakao gezogen, aber der „außerirdische Witz“ fehlte mir dann im Vergleich zum ersten Kapitel etwas. Man muss ja nicht außerirdisch sein, um den Menschen merkwürdig zu finden (oder bin ich außerirdisch?). Für einige Schmunzler über unsere Spezies reichte es aber dennoch vollkommen aus. Die Zukunftsszenarien hingegen fand ich durchweg wieder sehr lustig und kurzweilig geschrieben, wenn auch gar nicht so unwahrscheinlich…?!

Der Autor hat einen Hang zu langen, verschachtelten Sätzen, Wortneuschöpfungen und merkwürdigen Formulierungen. Diesen Schreibstil fand ich wirklich großartig. Er verleiht der Story einen ganz eigenen Ton und wieder konnte ich mir einen Kabarettisten vorstellen, der das Ganze ganz trocken erzählt. Damit schafft der Autor definitiv einen Wiedererkennungswert! Es wird mit mathematischen, physikalischen und was-weiß-ich-was-für Fachbegriffen um sich geworfen, die in Zusammenhang gebracht in Wahrheit wahrscheinlich nicht immer viel Sinn ergeben, aber sehr gut klingen und, durch die man sich als evolutionär zurückgebliebener, dümmlicher Erdling sehr gut in eben diese Rolle hineinversetzt fühlt…
Was mich jedoch ein wenig gestört hat, war das ganze Hin und Her: von einer Zeit zu einer anderen, von einem Thema zum anderen. Die an sich so originellen – ich nenne es mal „alternativen Wahrheiten“ – zur Entstehungsgeschichte der Menschheit, büßten somit für mich oftmals etwas an Plausibilität und somit Witz ein. Das wäre aber bestimmt wiederum kein Problem wenn man es nicht am Stück liest, sondern Teil für Teil für sich.

Die Aussage ist für mich: der Mensch sollte sich nicht so ernst nehmen und mal einsehen, dass er nur ein sehr kleiner Fisch im Teich (Zelle in einem Körper? Elementarteilchen im Universum?) ist, und dass wir uns ohne ein paar glückliche Fügungen (ob nun Aliens daran beteiligt waren oder nicht) längst selbst ausgerottet hätten. Die alltäglichen beobachtbaren Eigenarten des Menschen werden einem durch die Augen eines Außerirdischen erst nochmal richtig ins Bewusstsein gebracht. Und man kann einfach nicht anders, als über sich selbst zu lachen!

Fazit
Insgesamt eine witzige, originelle und lockere Lektüre mit einem Schreibstil von großem Wiedererkennungswert!

Empfehlenswert für alle Fans von Geschichten wie „Per Anhalter durch die Galaxis“ und für alle, die ein paar Lacher zwischendurch (z.B. auf dem Weg zur Arbeit in Bus und Bahn oder in der Mittagspause) suchen und wie ich glauben, dass es da draußen bestimmt noch mehr gibt und sowieso nichts so ist, wie es scheint… Für eine ausgiebige, durchgängige Lektüre, wenn man einen Roman erwartet, war es für mich aber zwischenzeitlich etwas zu viel des Guten.

Definitiv ein tolles Debüt! Ich freue mich schon auf mehr! Das nächste Buch soll wohl ein Roman werden…ich bin sehr gespannt!