Rezension

Ein würdiger David Hunter-Nachfolger

Leichenblässe - Simon Beckett

Leichenblässe
von Simon Beckett

Bewertet mit 4 Sternen

Nachdem ich nun schon die ersten beiden Teile der David-Hunter-Reihe Die Chemie des Todes und Kalte Asche für euch rezensiert habe, fehlen dort immer noch meine Meinungen zu den drei übrigen Bänden. Denn die möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten. Alles in allem hat Simon Beckett hier eine grandiose Reihe geschrieben, die einfach nicht genug Aufmerksamkeit bekommen kann. Für Fans des Genres definitiv ein Muss…

Der Inhalt

Dr. David Hunter ist zurück …

Ein Toter in einer Jagdhütte in den Smoky Mountains. Die Leiche ist bis zur Unkenntlichkeit zersetzt. Sein alter Mentor Tom Lieberman bittet David Hunter um Unterstützung.
Die Hinweise, die die beiden Experten für forensische Anthropologie finden, sind widersprüchlich. Jemand will David in die Irre führen, jemand, der viel näher ist, als David glaubt …
[ Quelle: Rowohlt ]

Meine Meinung

Wieder einmal erreicht David Hunter ein Hilferuf. Ein Forensik-Kollege bittet Hunter darum, sich eine Leiche anzuschauen, die in einer abgelegenen Hütte gefunden wurde. Denn der Tote gibt den Ermittlern Rätsel auf. Alle körperlichen Anzeichen sprechen dafür, dass der Mann vor mindestens sieben Tage gestorben ist, doch das Opfer wurde vor fünf Tagen noch gesehen – lebend. Das ist rein logisch gesehen unmöglich. Gleichzeitig findet sich auch ein recht schlüssiger Hinweis auf den Täter. Doch da wartet gleich der nächste Punkt, der einfach nicht möglich sein kann. Der Mann, auf den alle Hinweise als Mörder deuten, ist seit über einem halben Jahr tot.

Wenn man sich das Setting und die Geschichte so ansieht, fühlt man sich doch sehr an Die Chemie des Todes erinnert. Die abgelegene Hütte, eine stark verweste Leiche und ein wissenschaftliches Rätsel… Man betritt Terrain, das man bereits durch die beiden Vorgänger kennt und doch spürt man von Anfang an den Kitzel des Neuen.

Sehr gespannt war ich vor allem, wie es nach dem miesen Cliffhanger von Band 2 weitergehen mag. Wie das Ganze aber wieder aufgegriffen wird hat mich dann doch enttäuscht. Kurz angesprochen und dann wird es hinter einem gelassen – that’s it! Etwas ausführlicher hätte es da gerne sein dürfen, aber Beckett hat entschieden, seinen Protagonisten lieber wieder direkt in die Arbeit zu schmeißen.

Dafür bekommt man direkt von Beginn an eine wirklich gut durchdachte und fesselnde Story, die wieder einmal mit kleinen anthropologischen Details geschmückt wurde. Nachdem ich den zweiten Teil der Reihe ein wenig lasch, aber immer noch solide, fand, trumpft Beckett hier wieder richtig auf. Erstmals schickt er seinen Wissenschaftlicher nach Amerika, genauer auf die weltberühmte Body Farm, die ja schon des öfter auch anderen Autoren als Schauplatz für ihre Romane gedient hat. Und doch ist es immer wieder spannend.

David Hunter selbst hat sich ebenfalls „entwickelt“. Die Anführungszeichen deshalb, weil Hunter viel düsterer geworden ist und ich nicht weiß, ob das ein Schritt nach vorne ist, was das Wort ‚Entwicklung‘ ja doch irgendwie impliziert. Durch den Tod seiner Frau und der gemeinsamen Tochter war Hunter ja schon von Anfang an nicht der strahlenste Zeitgenosse unter der Sonne, doch durch den Angriff auf ihn im Vorgängerband scheint es so, als würde er sämtliches Vertrauen in die Menschheit verloren zu haben. Doch man hat ihn ins Herz geschlossen und bei jedem neuen Teil der Reihe bekommt man das Gefühl, einen alten Bekannten wieder zu treffen.

Mein Fazit

Wie schon gewohnt ist Simon Becketts dritter Teil keine literarische Höchstleistung, doch er ist gut darin, Spannung aufzubauen, seiner Geschichte den nötigen Pepp zu verleihen und den Leser in seinen Bann zu reißen. Trotz Hunters immer dunkler werdendes Innenleben macht er einen sympathischen Eindruck und vermittelt dem Leser kleine anthropologische Geheimnisse. Da der Cliffhanger aus Kalte Asche noch immer etwas in der Luft hängt, hoffe ich, dass dieser Handlungsstrang über kurz oder lang wieder aufgegriffen wird. Definitiv lesenswert!

 

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