Rezension

Ein Wunder, kein Trick

Der Trick - Emanuel Bergmann

Der Trick
von Emanuel Bergmann

Bewertet mit 4 Sternen

Emanuel Bergmanns Debütroman „Der Trick“ erzählt auf zwei Zeitebenen eine fast ein Jahrhundert und zwei Kontinente umspannende Geschichte von zwei Familien. Anfang des 20. Jahrhundert lebt Rabbi Laibl Goldenhirsch mit seiner Frau Rifka in Prag. Als der Vater seinen Sohn Mosche nach dem Tod seiner Frau immer öfter misshandelt, läuft der 15jährige Mosche von zu Hause weg und schließt sich einem Zirkus an. Der „Halbmondmann“ wird sein Lehrmeister. Als der Große Zabbatini wird er später berühmt. Der zweite Handlungsstrang spielt im Jahr 2007 in Los Angeles. Der knapp 11jährige Max Cohn wird von seinen Eltern informiert, dass sie sich scheiden lassen wollen. Für ihn stürzt eine Welt ein. Er findet eine defekte Schallplatte mit Texten des Großen Zabbatini,  auf der sich ausgerechnet der Liebeszauber nicht abspielen lässt. Max setzt alles daran, den alten Mann zu finden. Zabbatini ist 88 Jahre alt, völlig mittellos und verliert  wegen Mietschulden auch noch sein ärmliches Zimmer. Max rettet ihm in letzter Sekunde das Leben, als er sich gerade umbringen will. Von da an sind ihre Wege untrennbar miteinander verbunden. Zabbatini soll mit seinen Zauberkräften die Ehe der Eltern  retten. Es gibt allerhand Komplikationen, und zum Schluss  werden beide Handlungsstränge in der Erzählgegenwart auch personell zusammengeführt.

Wenn der Leser anfangs meint, ihn erwartet ein Kinderbuch mit märchenhaften Zügen, wird er schnell eines Besseren belehrt. Zabbatinis Lebensgeschichte umfasst die großen Ereignisse des 20. Jahrhunderts. Die Nazis kommen an die Macht, Zabbatini erlebt Judenverfolgung und  Reichskristallnacht und wird ausgerechnet von seinem ehemaligen  Mentor aus Rache an die Gestapo verraten. Er wird samt seiner Ausrüstung deportiert und kann sein Leben eine Weile verlängern, indem er dem an Zaubertricks interessierten Lagerkommandanten seine Tricks verrät. Später landet er in Los Angeles, wo er noch eine Weile erfolgreich ist, ehe sein Stern verblasst.

Mit der sehr gelungenen Verbindung der Zeitebenen und der betroffenen Personen schafft Bergmann einen berührenden Roman, in dem die Kunst des Illusionisten nicht lediglich der Unterhaltung dient, sondern in dunklen Zeiten ein Menschenleben rettet. Mir hat der Roman sehr gut gefallen.