Rezension

Ein wunderbar umgesetztes Buch

Was von mir bleibt - Lara Avery

Was von mir bleibt
von Lara Avery

~~Insgesamt war schon von Anfang an für mich klar - selbst schon vor dem ersten Aufschlagen des Buches -, dass es ein sehr schweres und trauriges Thema werden würde, das die Autorin mit diesem Buch aufreißen würde. Und ich war sehr gespannt, wie sie es umsetzten würde.

 

Denn unsere Protagonistin in diesem Buch leidet an einer schweren neuronalen Krankheit, durch die sie langsam ihr Gedächtnis verlieren wird. Doch selbst diese Diagnose hält Sammie nicht davon auf, ihre Ziele durchsetzen zu wollen. Sie ist nämlich bewundernswert zielstrebig und hat hochgesteckte Ziele, angefangen mit einem guten Schulabschluss, Studium und Kariere. Und selbst die Diagnose hält sie nicht davon auf, ehrgeizig zu bleiben, auch wenn klar ist, dass sie früher oder später sich nicht mehr an ihr Leben erinnern kann. Daher fängt sie an, ein Gedächtnisbuch zu schreiben, das sozusagen das Buch ist, was man als Leser liest.

 

Von den ersten Seiten an konnte ich mich mit Sammie identifizieren und das in einem Maße, das ich selten erlebt habe. Genauso wie sie bin ich sehr ehrgeizig in der Schule und denke sehr ähnlich wie sie. Daher habe ich das ganze Buch über mit gefiebert und mich an der Hoffnung geklammert, dass es doch noch ein Happy End für sie geben würde, dass das Buch vielleicht seinen Zweck erfüllt. Dennoch war von Beginn an klar, dass es nur Wunschdenken ist, was mich aber nicht davon abhalten konnte, dieser Illusion, der Sammie sich hingibt, auch zu glauben. Die Entwicklung der Krankheit und somit von Sammie selber ist dabei so liebevoll von der Autorin umgesetzt worden, dass man als Leser das Gefühl hatte, wirklich ein Tagebuch einer solchen Person zu lesen.

 

Allgemein finde ich die Art und Weise wie die Autorin diesen Gedanken umgesetzt hat, sehr gelungen. Es war wirklich erfrischend, die tiefen Gedanken von Sammie zu erfahren, ihre Hoffnung, Wünsche und Zweifel, die immer stärker werden. Auch das Format war sehr abwechslungsreich und so las man nicht nur "Liebes Tagebuch"-Einträge, sondern auch Notizen von Nebenfiguren, Listen oder Nacherzählungen von dem, was Sammie im Buch wenige Minuten vorher passiert ist, bevor sie es "niedergeschrieben hat".

 

Als es dann unweigerlich den Berg ab ging mit Sammies Krankheitsentwicklung, hatte ich immer noch einen Hauch Hoffnung, obwohl alles dagegen sprach. Es wurden bei mir eine solche Bandbreite an Emotionen ausgelöst, angefangen bei Zuversicht, Verständnis bis hin zu den bitteren Geschmack von Trauer und Unfairness.

 

Da Sammie, die Protagonistin, sozusagen die Autorin des Buches ist, war die Sprache sehr flüssig, da es sich um niedergeschriebene Gedanken ging, die man gut nachvollziehen konnte. Dennoch hatte es auch ein gewisses Niveau, zumal Sammie vernarrt in Debattieren ist und sich sehr elaboriert ausdrücken und ihre Gedanken geordnet präsentieren kann. Allein diese Stimmigkeit von Charakter des Protagonistin und ihren Schreistil zeigt, wie wunderbar die Autorin ihr Projekt umgesetzt hat.

 

Ich habe zunächst zweifelnd überlegt, wie die Autorin wohl dieses erste und schwierige Thema in Form eines Tagebuches umsetzten wird. Ich war wirklich positiv überrascht, wie vielschichtig und authentisch sie diese Idee umgesetzt hat. Die Figuren waren wunderbar ausgearbeitet und ich konnte mich direkt auf Anhieb mit Sammie identifizieren und bei ihrem Umgang mit der Krankheit mitfiebern. Nach Macken oder negativen Aspekten kann ich nur suchen.