Rezension

ein wunderbares, berührendes Buch

Heimkehren
von Yaa Gyasi

Bewertet mit 5 Sternen

Der Debut - Roman " Heimkehren" von Yaa Gyasi ist ein wunderbares Buch. Die Autorin Yaa Gyasi hat einen Roman geschrieben, der das Leben zweier afrikanischer Schwestern und die vielen folgenden Generationen erzählt.
Dieser Roman ist keine der üblichen Familiengeschichten, sondern ein hoch politischer Roman. Er fängt im 18. Jahrhundert an und zeigt anhand historischer Begebenheiten das Leben afrikanischer und afroamerikanischer Nachkommen der beiden Schwestern bis heute. Dabei gelingt der Autorin durch einen schriftstellerischen Kniff, dass der Lebensweg der Schwestern und ihrer Nachkommen auf zwei verschiedenen Kontinenten parallel verlaufen.Das Buch ist sehr gut recherchiert, und so verwebt Yaa Gyasi ihre Geschichte mit der historisch verbürgten Wahrheit. Und diese Wahrheit ist so brutal und hart, dass dem Leser der Atem stockt. Und immer wenn er meint, schlimmer geht es nicht, bringt das nächste Kapitel neue Schrecken. Das soll nicht als Horrorbuch verstanden werden, niemals vergisst der Leser, dass hier historische Fakten wiedergegeben werden, dass Menschen dies erleben mussten. 
Mir ist an diesem Buch erschreckend klar geworden, dass zwischen Schwarzen und Weißen wohl noch sehr lange Gräben bestehen werden, denn das kollektive Bewusstsein beider Rassen ist noch tief verankert in uns. Dieses Buch ist ein sehr "schwarzes" Buch. Man spürt in der Sprache der Autorin das Unverständnis, die Hilflosigkeit, den Zorn und die Mystik afrikanischer Völker.
Das war auch einer der spannenden Aspekte des Romans. Hier durfte der Leser viel über die Kultur, Geschichte und das Leben des heutigen Ghanas erfahren. Ohne Tourismus-Schönfärberei, ohne Glorifizierung der afrikanischen Kultur.

Die Sprache der Autorin ist voller Zartheit, bildhaft, in Teilen mystisch, intelligent und berührt Herz und Verstand. Das klingt wirklich sehr kitschig, aber es ist wirklich so. Selten habe ich so eine berührende Sprache gelesen, und selten hat sich mein Verstand über die sprachlichen Feinheiten, über die Fantasie der Wortschöpfungen, über den manchmal fremdartigen Klang ihrer Sprache erfreut.

Yaa Ghasi hat einen ungeheuer beeindruckenden und wichtigen Roman geschrieben, indem sie neben der Geschichte der Sklaverei auch aufzeigt, wie tief der Rassismus auch heute noch in den Menschen vorhanden ist. 
Dieses Buch bietet keinen Ansatz für eine Lösung des Konfliktes zwischen Schwarzen und Weißen. Vielleicht ein bisschen Hoffnung in den letzten Kapiteln. Aber wahrscheinlich ist das eher mein eigener Wunsch. Denn nach der Lektüre dieses Buches möchte ich immer noch die Hoffnung nicht aufgeben, dass eines Tages die Hautfarbe eines Menschen wirklich und wahrhaftig keine Rolle mehr spielen wird.

Mich hat dieses Buch neben den außergewöhnlichen schriftstellerischen Fertigkeiten auch vom Inhalt tief berührt und erschüttert.
Und ich halte dieses Buch für ein kolossal wichtiges Buch, dass unbedingt sehr viele Menschen lesen sollten. 

Dieses Buch erhält von mir 5 von 5 möglichen Sternen und wird in meinem Lieblingsbuchregal seine Heimat finden.