Rezension

Ein wunderbares Buch, wenn das Ende nicht wäre

Eleanor & Park
von Rainbow Rowell

Rainbow Rowell: Eleanor und Park
Hanser Verlag | 360 Seiten | Erscheinungsjahr: 2015 | Originaltitel: Eleanor and Park

ZITATE

* Es war nur logisch, dass Tina in Eleanors Sportkurs war - denn Sport war die Fortsetzung der Hölle, und Tina war definitiv ein Teufel. Ein merkwürdiger Teufel in Kleinformat. So was wie ein Spielzeugteufel.

* Park macht große Augen. Das heißt, mäßig große. Manchmal fragte sie sich, ob die Form seiner Augen einen Einfluss darauf hatte, wie er Dinge sah. Vermutlich war das die rassistischste Frage aller Zeiten.

* Er hatte sich sogar gefragt - im Ernst, während er sie küsste, hatte er sich das gefragt -, ob er vielleicht schwul war. Allerdings verspürte er auch keine Lust, JUngszu küssem. Und wenn er an She-Hulk oder Storm dachte (und nicht an Dawn, dieses Mädchen), war das Küssen viel besser. Vielleicht fühle ich mich von echten Mädchen nicht angezogen, hatte er damals gedacht. Vielleicht bin ich so wa swie ein perverser Cartoon-Sexueller.

* Oder vielleicht, dachte er jetzt, erkannte er all die anderen Mädchen nicht. So wie ein Computerlaufwerk eine Diskette ausspuckt, wenn es die Formatierung nicht erkennt. Als er Eleanors Hand berührte, erkannte er sie. Er war sich ganz sicher.

+ EINSTIEG
Der aller erste Einstieg in die Geschichte beginnt aus Parks Sicht, er beschrieb, dass Eleanor weg ist und dass sie nicht wiederkommen wird, er lässt den Leser ganz tief in seine Gedankenwelt und .. auf einmal ist August 1986. Und hier beginnt Eleanors und Parks gemeinsame Geschichte. Sie lernen sich im Bus kennen auf dem Weg zur Schule. Eleanor ist neu an der Schule und hat somit auch noch keinen Platz im Bus, bis Park sich ihrer erbarmt und sie neben sich lässt. Ich mochte den Anfang gerne, weil so gut wie jeder Leser solche Situationen kennt, egal ob aus der einen oder aus der anderen Perspektive.

+ SCHREIBSTIL
Der Schreibstil hat mir, genau wie bei "Zwei Worte von und eins zurück" sehr gut gefallen. Ich habe gar nicht gemerkt, wie viel ich eigentlich gelesen habe, erst wenn ich das Buch einmal aus der Hand gelegt habe, und auf die Seitenzahlen geblickt habe. Die Autorin schreibt im auktorialen Erzählstil und berichtet aus zwei verschiedenen Perspektiven. Ich hätte mir für dieses Buch einen Ich-Erzähler gewünscht, weil dann Gedanken und Gefühle wahrscheinlich noch klarer heraus gekommen wären. Ich konnte mich zwar immer gut in die Situationen hineinversetzen, aber für eine Geschichte mit Perspektivenwechsel, finde ich, den Ich-Erzähler einfach praktischer. Dessen ungeachtet ist der Schreibstil sehr einfühlsam und ruhig, auch in Situationen, die den Leser dazu bringen wütend zu werden. Die Autorin schreibt ohne große Effekthascherei und  künstliches auf die Tränendrüse drücken, das ist ein großer Pluspunkt. Alle Gespräche und Situationen wirken sehr natürlich.

+ CHARAKTERE
Endlich mal keine 0815 Charaktere, die man in jedem zweiten Roman findet. Eleanor und Park sind zwei sehr eigene Charaktere, die sich langsam aber sicher in das Herz ihrer Leser schleichen. Eleanor kommt aus ärmeren Verhältnissen, ihre Mutter ist Hausfrau und ihr Stiefvater Richie geht arbeiten und verwaltet das Geld für die Familie, was leider so viel heißt, dass er das Geld versäuft und das was überbleibt für Verpflegung von ihr und ihren drei Geschwistern draufgeht. Eleanor ist erst vor kurzem wieder zu ihrer Familie zurück gekommen, denn sie war für ein Jahr in einer Pflegefamilie gewesen. Dadurch ist sie die Neue an ihrer Schule und muss auch noch mit dem Bus zur Schule fahren. Eleanor trägt andere Klamotten als alle anderen und hat rote lockige Haare, was sie zum Gespött der Schule macht. Park hingegen ist schon länger an der Schule, die anderen Schüler mögen ihn zwar auch nicht, aber sie akzeptieren ihn. Er sieht asiatisch aus, weil seine Mutter aus Korea kommt und das ist, wie es scheint, sein großes Problem. Park ist mir sympathisch, weil er so einfach ist, er denkt nicht lange nach ob er etwas macht oder nicht. Er macht es einfach. Ich konnte mich sowohl in Park als auch in Eleanor sehr gut hineinversetzen. Ihre Reaktionen und Gedanken waren für mich nachvollziehbar und logisch. Beiden taten mir oftmals sehr leid.

+ SETTING
Die Geschichte spielt in Ohama. Ich muss sagen, dass ich mit den Bundesstaaten der USA nicht viel anfangen kann und ich auch gar nicht weiß wie es dort aussehen könnte bzw. sollte. Daher hätte Ohama für mich auch in der Anarktis sein können. Für mich hat das Setting wieder keine große Rolle gespielt, zumindest nicht ob es nun Ohama oder sonst wo in der USA ist. Wichtig war für mich dieses Kleinstadt-, bzw. Dorfflair, das für mich auch wirklich gut heraus kam. Jeder kennt jeden und die Eltern sind schon mit den Eltern der Freunde zur Schule gegangen. Ich konnte mir gut vorstellen, wie es bei Eleanor zu Hause aussieht und wie es sich anfühlt dort wohnen zu müssen.

/ VERLAUF
Beim Verlauf bin ich zwiegespalten. Den ersten Teil fand ich wirklich gut. Es hat mir gefallen, wie die Beiden sich kennengelernt haben und sich langsam einander angenähert haben. Ich fand es schön zu lesen, wie behutsam sich die Freundschaft zwischen ihenen entwickelt. Auch als sie offensichtlich befreundet sich und sich stetig in einander verlieben fand ich den Verlauf noch wirklich gut, weil es nicht so übertrieben war, alles entwickelt sich nach und nach und sie fassen immer mehr Vertrauen zu einander. Und dann wurde es auf einmal weniger interessant. Es waren irgendwie immer wieder die gleichen Abläufe und ich hatte mich schon sehr daran gewöhnt, es kam kaum zu neuen Ereignissen. Eleanor wurde weiterhin geärgert und gemobbt und die Beiden trafen sich weiterhin. Dann kam es zum großen Knall und dann..

- ENDE
Dann war auf einmal alles vorbei. Das Ende hat mir leider gar nicht gelegen. Ich kann leider nicht so viel dazu sagen ohne zu spoilern, aber es war nicht das Ende, das ich mir gewünscht hatte. Es musste nicht unbedingt ein Happyend sein, aber das war nicht das Richtige. Es war mir insgesamt zu offen. Was wird denn jetzt weiter?

BEWERTUNG: Note 2
Ich habe ein bisschen hin und her überlegt, aber die positiven Aspekte der Geschichte überwiegen, weshalb ich dem Buch die Note 2 gebe. Der Einstieg, der Schreibstil, die Charaktere und das Setting konnten mich voll und ganz von sich überzeugen. Beim Verlauf war ich, wie erwähnt, ein bisschen zwiegespalten, aber er war nicht unbedingt schlecht. Einzig das Ende war so gar nichts für mich. Ich habe keinen richtigen Abschluss gefunden und irgendwie warte ich immer noch darauf. Ich würde dieses Buch allen Lesern empfehlen, die gerne Jugendbücher lesen, die etwas mit Liebe zu tun haben. Eleanor und Park sind wirklich zwei wunderbare und starke Charaktere, die sich ins Herz des Lesers schleichen. Meinetwegen hätte das Buch noch 200 Seiten mehr haben können.