Rezension

Ein wunderbares und anspruchsvolles Buch

Unser tägliches Leben - Riikka Pelo

Unser tägliches Leben
von Riikka Pelo

Bewertet mit 4 Sternen

August 1923: Die russische Dichterin Marina Zwetajewa lebt gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter Alja im Exil in der Tschechoslowakei und schreibt dort an einem Gedichtband. Erst spät Ende der 30er Jahre kehrt sie nach Moskau zurück, doch noch immer ist ihr die Sowjetunion zuwider, während Alja zunächst vom Regime überzeugt ist... .
In diesem Buch hat die Autorin Rilkka Pelo einen wunderbaren und spannenden biographischen Roman über Marina Zwetajewa verfasst, der jedoch an manchen Stellen ein wenig langatmig ist. Besonders gut gelungen ist es ihr, die Unterschiedlichkeit von Mutter und Tochter immer wieder hervorzuheben. Man merkt alleine schon durch die Darstellung der Innenwelt von Marina, dass diese viel mehr nachdenkt und dabei immer sehr in die Tiefe geht. Sie ist eine sehr rational denkende Frau, die in einer schweren Zeit eine klare und mutige politische Position eingenommen hat. Beim lesen wirkte sie auf mich manchmal unnahbar und wenig greifbar. Im Laufe der Handlung merkt man aber, dass sie auch eine andere Seite hat. Als Mutter hat sie viele Eigenschaften an Alja vererbt, aber dennoch ist diese vom Charakter her im Buch ganz anders. Obwohl sie auch als kluge und nachdenkliche junge Frau beschrieben wird, hatte ich bei ihr den Eindruck, dass sie viel mehr gefühlsbetonter ist als Marina. Man sieht jedoch, dass trotz aller Unterschiede ein ganz besonderes Band zwischen Mutter und Tochter vorhanden ist.
Vom Schreibstil her ist das Buch sehr anspruchsvoll und verlangt die ganze Aufmerksamkeit des Lesers. Frau Pelo geht oft zu sehr ins Detail, was die Handlung etwas zum stocken bringt und etwas langatmig macht. Was mir sehr gefallen hat, sind die Schilderungen des Alltags der beiden Figuren. Jeweils aus der Ich-Perspektive erfährt man, was diese gerade denken und tun.
Insgesamt ist ,,Unser tägliches Leben" ein wunderbares Buch, dass jedoch seinen Lesern einiges abverlangt. Wer sich aber für die Sowjetunion und generell für die Geschichte Russlands interessiert und gerne wirklich anspruchsvolle Literatur liest, bekommt hier eine ganz besondere Lektüre. Gerne empfehle ich das Buch hier weiter.