Rezension

Ein wundervoller Schreibstil, der eine tolle Geschichte erzählt

Himmelsfern - Jennifer Benkau

Himmelsfern
von Jennifer Benkau

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:
Was machst Du, wenn Du Dich verliebst, aber Du weißt, Du hast nur noch kurze Zeit für Deine Liebe. Wenn Du weißt, dass Du loslassen musst, wenn Du wirklich liebst. Und Du weißt, es gibt kein zurück. Lässt Du Dich darauf ein oder gehst Du? Für Noa ist es zu spät, sie kann nicht mehr zurück, lieber möchte sie diese wenige Zeit mit Marlon verleben und den Schmerz in Kauf zu nehmen. Doch eine alte Sage erzählt, dass man danach nie wieder lieben kann. Dass man daran verzweifelt. Marlon möchte Noa beschützen, doch das kann er nicht. Genau so wenig wie er die tödliche Gefahr abwenden kann, in der sie alle stecken, weil die Jäger auf ihren Spuren sind.

Meine Meinung:
Ich bin wirklich sehr zerrissen. Auf der einen Seite ist hier eine Geschichte, die mich - nach etwas Anlaufschwierigkeiten - wirklich berührt hat. Die mich zum Nachdenken brachte, zum lächeln, zum weinen. Die mir wieder einmal den wirklich schönen Schreibstil der Autorin näher brachte. Der nicht vor überlaufenden Gefühlen tropft, sondern immer etwas unverbindlich scheint und trotzdem so viel Gefühl vermittelt, dass es das Herz berührt. Der Fantasie so klar beschreibt, dass man die Realität gar nicht in Frage stellt. Natürlich ist alles möglich, was hier erzählt wird .. ich meine, warum auch nicht ...

Und dann gibt es die andere Seite. Diese Hintergrundgeschichte des Buches, das Hauptthema. Das mich bereits ziemlich am Anfang zurück katapultiert in die bittersüße Melancholie von Mercy Falls. Wer das jetzt versteht, weiß, worüber ich spreche und wird mir eventuell zustimmen. Und wird wie ich zweigeteilt sein. Denn Mercy Falls war für mich etwas ganz neues, etwas kaum greifbares, endgültiges, verschlingendes. Und durch den so ähnlichen Hauptkern verliert Himmelsfern für mich ein Stück Glaubwürdigkeit. Schwer zu erklären, aber das ist mein Hauptgefühl, das, was für mich das Buch herabwertet, das mich ein bisschen unbefriedigt zurück lässt.

Die Charaktere in diesem Buch ... passen zu der Geschichte. Man entwickelt Sympathien für sie, Verständnis. Man leidet mit ihnen mit, man lacht mit ihnen. Doch es gab auch Charaktere, die für mich unglaubwürdig waren. Wie Noas Vater. Seine Zugeständnisse .. wir reden hier immerhin von einem minderjährigen Mädchen, das sich ziemlich viele Freiheiten herausnimmt. Egal wie wichtig dieses gerade in dem Moment sind .. ich kann mir nicht vorstellen, dass Eltern, die ansonsten so liebevoll geschildert werden, in diesem Punkt so nachgiebig sind.

Zurückblickend muss ich sagen, dass mich dieses Buch ein bisschen wie Wellen erreichte, die an einen Strand spülen .. zuerst beim Aufschlagen mit voller Wucht und einem unglaublichen Sog weiterlesen zu wollen. Um sich dann zurückzuziehen und friedlich vor sich hin zu schlummern und noch ein bisschen weiter zurück und gar nicht mehr berührend. Doch dann zur Mitte des Buches hin kamen sie wieder näher und am Ende hatte ich das Gefühl, sie wollten mich verschlingen und mit sich nehmen. Denn das letzte Viertel des Buches bringt so viel Spannung, Gefühl, Hoffnung und Traurigkeit mit sich, dass man es fast atemlos liest.

Ich hätte euch gern ein wirklich unglaublich tolles Zitat mitgebracht, doch ich glaube, das würde zuviel verraten. Daher begnüge ich mich mit einem anderen, das zeigt, wie schön Gefühl in Worte gefasst werden konnte von der Autorin:

"Nur seine Blicke verursachten dieses sehnsüchtige Ziehen, als würde er mit ihnen ein Vakuum in die Luft brennen, das mich ansog."

Fazit:
Es ist ein schönes Buch, mit einer tollen Geschichte, mit wundervollen Worten. Das einen mitreißt, dann loslässt um dann wieder zuzugreifen. Doch ich konnte mich nicht ganz darauf einlassen, weil es Erinnerungen an etwas anderes weckt und daher für mich ein bisschen an Glaubwürdigkeit verliert. Und doch bringt es auch vieles mit, was wirklich lesenswert ist. Deshalb würde ich trotzdem eine Leseempfehlung aussprechen. War ich in der Mitte des Buches eher geneigt, es wegzulegen, hat mich das letzte Viertel überzeugt, dass es das Lesen auf jeden Fall Wert war. Ich denke, bei diesem Buch muss jeder für sich entscheiden.