Rezension

Ein wundervolles Buch...

Ein ganzes halbes Jahr - Jojo Moyes

Ein ganzes halbes Jahr
von Jojo Moyes

Bewertet mit 5 Sternen

Kurzbeschreibung:
Lou & Will. Louisa Clark weiß, dass nicht viele in ihrer Heimatstadt ihren etwas schrägen Modegeschmack teilen. Sie weiß, dass sie gerne in dem kleinen Café arbeitet und dass sie ihren Freund Patrick eigentlich nicht liebt. Sie weiß nicht, dass sie schon bald ihren Job verlieren wird – und wie tief das Loch ist, in das sie dann fällt. Will Traynor weiß, dass es nie wieder so sein wird wie vor dem Unfall. Und er weiß, dass er dieses neue Leben nicht führen will. Er weiß nicht, dass er schon bald Lou begegnen wird. Eine Frau und ein Mann. Eine Liebesgeschichte, anders als alle anderen. Die Liebesgeschichte von Lou und Will.

Meinung:
Schon eine kleine Ewigkeit ist der Roman „Ein ganzes halbes Jahr“ in den deutschen Bestsellerlisten vorne mit dabei und der Großteil der Rezensionen, die ich zu dem Buch gelesen habe, war überschwänglich und positiv. Kein Wunder, dass ich nun, nachdem ich das Buch endlich lesen durfte mit großer Neugier, aber auch mit einigen Erwartungen an die Geschichte heran ging.

Der Klappentext und auch das Cover versprechen eine dramatische Liebesgeschichte, bei der sich die Protagonisten mit einigen erschwerten Umständen auseinandersetzen müssen. Doch auch wenn das Buch nicht ganz meinen Erwartungen entsprach, ist „Ein ganzes halbes Jahr“ ein kleiner Schatz, der so viel mehr bietet und mich emotional vollkommen gefesselt und überzeugt hat.

In dem Roman spielen so viele bedeutende und schwerwiegende Themen eine Rolle. Es geht um Familienzusammenhalt, Armut vs. Reichtum, das Erkennen der eigenen Lebensperspektiven, aber auch das Leben mit plötzlicher Behinderung, sowie die Umstellung, die das für alle bedeutet, den freien Willen, den Wunsch nach Beendigung des eigenen Lebens und wie man mit diesem Wunsch umgeht. Dazwischen geht es natürlich auch um Liebe, Freundschaft, um das Leben und was es lebenswert macht. Natürlich sind das alles für sich erst mal, keine neuen und unverbrauchten Themen, jedoch gelingt es Fr. Moyes diese einzelnen, teilweise doch schwierigen Themen zu einer ergreifenden Geschichte zu verbinden, die den Leser vollständig ergreift und dabei auch noch so gut wie ohne Kitsch und Klischees auskommt.

Zusätzlich wird deutlich, dass die Autorin ein besonderes Geschick hat, ihre ernsten Worte und Themen gefühlvoll und ausdrucksstark zu vermitteln, aber gleichzeitig die Geschichte auch immer wieder mit viel Witz und Humor aufzulockern. Dabei wirkt jede Passage wohl überlegt und doch könnte sie vom Leben selbst geschrieben sein. Der Leser erlebt alles hautnah mit, kommt dabei vermehrt ins Grübeln, wie er sich wohl in solch einer Situation entscheiden würde und am Ende bleibt wohl kaum ein Auge trocken.

Und auch die Charaktere sind außergewöhnlich und eindrucksvoll. Protagonistin Lou war mir eigentlich von Beginn an sympathisch, doch ihre Familie und ihren Freund fand ich ziemlich eigenartig, ihre neuen Arbeitgeber hingegen ziemlich kühl. Will selbst war zwar nicht sympathisch, aber ich konnte seine Gemeinheiten, seine Wut auf das Leben und seine Frustration verstehen und nachvollziehen. Dass Will sich im Laufe des Romans mehr öffnet, habe ich durchaus so erwartet, jedoch war mir nicht klar, inwieweit sich auch Lou entwickeln würde und dass auch die Nebencharaktere eine sichtbare Entwicklung durchmachen würden. Am Ende ist Lou eine völlig andere Frau, die bereit ist, einen neuen Weg in ihrem Leben einzuschlagen und auch viel über die Wünsche / Bedürfnisse anderer Menschen gelernt hat. Die Nebencharaktere, allem voran Wills Mutter und Lous Familie, werden im Laufe der Geschichte auch immer vielschichtiger und tiefgründiger, wodurch ihre unsympathische und eigene Art doch auch einen Knacks bekommt, und man öfters auch einen Blick auf ihre inneren Werte und Hintergründe werfen kann.

Fazit:
Ein besonderer Roman, der zu Recht schon so lange in den Bestsellerlisten logiert. Viele ernste und schwerwiegende Themen werden dem Leser gefühlvoll und ausdrucksstark nahe gebracht und doch auf ungewöhnliche und besondere Art und Weise erzählt. Dabei durchlaufen sowohl der Leser, als auch die Charaktere eine deutliche Entwicklung. Ich bin froh, dass ich dieses Buch nun endlich gelesen habe, weshalb „Ein ganzes halbes Jahr“ eindeutig die vollen 5 Sterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung erhält.