Rezension

Ein zauberhafter zweiter Teil

Die Sterne in unseren Händen - Lena Klassen

Die Sterne in unseren Händen
von Lena Klassen

Bewertet mit 4 Sternen

Der Auftakt von Lena Klassens Trilogie um die Legenden der Unaschkin war für mich eine echte Überraschung (*HIER* gehts zur Rezension), denn ich hätte nie damit gerechnet, dass mich eine Fantasygeschichte noch einmal derart gefangen nehmen könnte. Schon in Band 1 haben mir die fremde Welt des Dschungels, das geheimnisvolle Volk der Unaschkin und die starke Protagonistin Meriande, die alles andere als ein verwöhntes Gör aus gutem Hause ist, imponiert. Ich fand die Geschichte frisch, originell und faszinierend - vor allem deswegen war ich unglaublich gespannt auf die Fortsetzung und darauf, wie sich die Liebe zwischen dem ungleichen Paar Meriande und Charal-Jar entwickeln würde. Der zweite Band der Trilogie, "Die Sterne in unseren Händen", startet auch direkt mit einem Knall und hat mich damit sofort zurück in die Geschichte geworfen. Meriande wird als Begleiterin von Charal-Jar im Bestienlager abgezogen, erhält einen höheren Rang und wird mit einem prekären Auftrag betraut - sie soll gemeinsam mit einem Trupp aus Soldaten, Sklaven und Unaschkin in die Königsstadt Banesch ziehen und herausfinden, was mit einer nordunischen Delegation geschah, die dort auf rätselhafte Weise verschwand.

 

Nicht nur der Handlung gibt diese Ausgangssituation ordentlich Feuer, sondern auch der Romanze zwischen Meriande und Charal-Jar. Als Diplomatin darf sich Meriande unter Androhung von Strafe nicht mehr mit den Bestienkriegern einlassen, nicht einmal mehr mit ihnen sprechen. Das stellt die Liebe zwischen den beiden auf eine harte Probe. Mir gefällt allerdings, dass diese im Verlauf der Handlung ein wenig in den Hintergrund gerät - sie ist zwar stets präsent, der Fokus aber liegt auf den Gefahren des Dschungels und der verschwundenen Handelsdelegation. Die Handlung ist nicht unbedingt sehr komplex, sondern eher geradlinig - aber sie ist spannend, hat mich großartig unterhalten und immer wieder Überraschungen für mich bereitgehalten. 

 

Besonders beeindruckt hat mich nach der Rohheit des Dschungels die Pracht der Stadt Banesch, die jedoch von an Anfang an nicht nur einschüchternd, sondern auch bedrohlich und geheimnisvoll wirkt. Es herrscht eine sehr aufgeladene, knisternde Atmosphäre und mit jedem Puzzlestück, auf das Meriande stößt, wird die Gefahr greifbarer. Lena Klassen hat einen Spannungsbogen geschaffen, der mich in Atem gehalten hat und der die Geschichte trotz ihres eher langsamen Tempos so rasant und explosiv macht. Mit den Baneschiern führt sie nach den Nordunern, den Unaschkin und den kleinen Kriegern außerdem ein weiteres, überaus interessantes Volk mit eigenen Traditionen und Regeln ein - der zweite Teil der Trilogie bietet damit alles, was es braucht, um zu fesseln, zu unterhalten und den Leser mitfiebern zu lassen.

 

Für mich gibt es bei diesem Buch nur einen einzigen Abstrich und das ist Meriande. Im ersten Teil hat sie eine großartige Verwandlung durchgemacht - von der naiven, verwöhnten Kaufmannstochter zur starken, leidenschaftlichen Soldatin. Letztere ist sie auch in "Die Sterne in unseren Händen" noch und das gefällt mir im Wesentlichen. Aber sie hat keine Ecken und Kanten: Jeder Mensch und jedes Tier, dem sie begegnet, scheint auf sie zu fliegen, jeder ihr zu vertrauen, sie traumhaft schön zu finden, sie zu bewundern. Und auf mich wirkte es so, als würde Meriande von früh bis spät nur das Richtige tun. Kurzum: Sie ist mir in Band 2 zu perfekt, zu glatt, zu unnahbar. Ich wünsche mir sehr, dass ich in Band 3 andere, neue Seiten an ihr kennenlerne, dass sie sich ihre Stärke erhält, sich aber vielleicht in eine andere Richtung weiterentwickelt. Denn die Charaktere um sie herum tun das - nur Meriande scheint zu stagnieren. Das ist aber mein einziger Kritikpunkt, ansonsten hat mir die Geschichte unglaublich gut gefallen und mir großen Spaß beim Lesen bereitet.

Mein Fazit
"Die Sterne in unseren Händen" ist der zweite Teil von Lena Klassens Trilogie um die Legenden der Unaschkin und hat mich mit zwei atemberaubenden Schauplätzen, einer spannungsgeladenen Geschichte und einer faszinierenden Atmosphäre gefangen genommen. Ich bin immer noch in diese einzigartige Geschichte verliebt und sehr gespannt, wie sie in Band 3 ausgeht. Ich hoffe allerdings, dass Meriande sich im letzten Teil noch ein wenig weiter entwickeln darf, da sie mir hier als everbody´s Darling einfach nicht so gut gefallen hat. Dem Lesevergnügen hat das aber letztlich absolut keinen Abbruch getan.