Rezension

Ein zauberhaftes, herzerwärmendes und modernes Abenteuer zum Schmunzeln, Mitfiebern und vor allem zum Nachdenken. Mit wunderschönen Bildern.

Der kleinste Engel von allen
von Hilde Kähler-Timm

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

Bei dem Weihnachtskonzert des Schulchores stehen die kleinsten Engel in der ersten Reihe. Hier wird vorher ganz genau nachgemessen, damit nichts schief geht.

Ein Glück, dass er der kleinste Engel von allen ist.

Doch der Weg zur Kirche wird zu einem unglaublichen Abenteuer ...

 

llustrationen:

Auf fast jeder Doppelseite befindet sich eine halb- oder ganzseitige farbige Illustration. 

Der moderne Zeichenstil gefällt mir sehr gut. Obwohl stubsnasig und rotbackig und trotz der weißen Roben wirken die kleinen Engel nicht kitschig.

Mein liebstes Bild zeigt den kleinsten Engel wie er zufrieden lächelnd, stolz in seinem Engelsgewand durch die Schneepfützen stapft, während die Erwachsenen mit hängenden Schultern, den Kopf geneigt und traurig zu Boden blickend ihre Weihnachtseinkäufe heimbringen. Ganz dicht gefolgt von der glücklichen Bettlerin mit dem mickrigen, zerupften aber wunderschön geschmückten Tannenbäumchen in der Hand.

 

Altersempfehlung: 

ab 5 Jahre (zum Vorlesen)

Die Schrift ist groß, für Leseanfänger eventuell noch zu viel Text und keine Einteilung in Kapitel.

 

Mein Eindruck:

Beim ersten Blick auf Cover und Kurzbeschreibung bin ich von einem weiblichen Engel ausgegangen. Das "er" ist der Kleinste, habe ich glatt überlesen.

Nach dem ersten Satz der Geschichte, musste ich meinen ersten Eindruck korrigieren.

Auf dem Cover versteckt er seine kurzen Struwwelhaare geschickt unter einer Mütze, Tante Milas durchsichtiges Hochzeitsnachthend als Engelsrobe lässt seine Jeans und den Schildkröten-Pulli durchschimmern.

Wie "er" heißt bleibt ein Geheimnis, das selbst zum Ende des Abenteuers nicht gelüftet wird. Ein Name ist gar nicht nötig, denn Umschreibungen wie himmlischer Bote und kleinster Engel passen perfekt und spiegeln die Handlung des Jungen besser wider als es ein Name könnte.

Der Handlungsstrang der Geschichte ist einfach gehalten und die Zahl der Protagonisten beschränkt sich auf das Wesentliche. Dem Zauber des Abenteuers schadet dies aber nicht.

Die Charaktere - ganz gleich ob die herzensgute Großtante Mila, der Weihnachtsmann, der Ostern lieber mag, oder die Bettlerin, die dringend mal austreten muss - sind liebevoll ausgearbeitet.

Der kleinste Engel wächst einem schnell ans Herz:

Als einziger Jungenengel im ganzen Chor hat er es schwer, sein Vater arbeitet viel und lange, seine Mutter verreist oft und es ist unklar, ob sie rechtzeitig zum Schulkonzert zurück sein kann.

Parallelen zum eigenen Weihnachtsstress und Alltag finden sich rasch.

Doch der kleinste Engel ist erwachsener als gedacht: er ist sehr selbstständig und mehr um das Wohl anderer als um sein eigenes bedacht. 

Denn obwohl er pünktlich beim Weihnachtskonzert sein muss, rettet er Tante Milas Weihnachtsplätzchen vor dem Verbrennen, hilft dem "Weihnachtsmann" beim Tannenbaumtransport, vertritt kurzzeitig die Bettlerin und rettet dadurch ihr Weihnachtsfest.

Selbst ein Loch in seinem Engelsgewand, verursacht durch Nachbarshund Knuff-Knuff hält ihn nicht auf.

Doch auch mit löchrigem Oma-Nachthemd und geknickten Gänsefedern als Engelsflügel ist der kleinste Engel der Größte von allen.

Dank des modernen und flüssigen Schreibstils liest sich das Buch leicht und regt zum Nachdenken an.

 

 

Fazit:

Ein zauberhaftes, herzerwärmendes und modernes Abenteuer von einem kleinen Jungen, der einem Engel gleich seinen Mitmenschen Gutes tut und seine eigenen Bedürfnisse zurück stellt.

Zum Schmunzeln, zum Mitfiebern und vor allem zum Nachdenken.

Mit vielen wunderschönen, farbigen Illustrationen.

 

 

... 

Rezensiertes Buch "Der kleinste Engel von allen" aus dem Jahr 2014