Ein Zeitalter in Wort und Bild
Bewertet mit 4 Sternen
Wer war sie, die Königin Victoria, die gute 60 Jahre lang das britische Empire regierte und nach der ein ganzes Zeitalter benannt wurde? Bislang wusste ich das nur im Ansatz, hatte das Porträt einer schlecht gelaunten Matrone vor Augen, jetzt habe ich das Gefühl, ich kenne sie.
Julia Baird erzählt anschaulich ihr ganzes Leben und nicht nur das. Sie beleuchtet das ganze Zeitalter, den Zeitgeist, die soziale und politische Situation und auch das Königshaus.
Victoria war die jüngste Königin, die je Englands Thron bestieg und eine Frau noch dazu. Ausreichend Grund, ihr mit Misstrauen zu begegnen in einer Zeit, in der Männer das Sagen hatten und Frauen als geistig minderbemittelt galten. Mit Fleiß und Zähigkeit hat sie ihre Stellung behauptet. Das Wohlergehen Englands war ihr ein echtes Anliegen.
Eine einfache Person war sie nicht. Sie galt als eigenwillig, konnte auch stur sein, hat sich aber bereitwillig ihrem Ehemann untergeordnet als sie ihren Albert heiratete.
Diese Biographie ist schön erzählt und liest sich fast wie ein Roman. Neben Victoria selbst lernt man auch viele Zeitgenossen kennen. Florence Nightingale hat einen Auftritt, Charles Dickens kommentiert immer wieder das Geschehen und Lord Tennyson kommt zu Besuch, um die trauernde Witwe zu trösten. Das ist hübsch, bisweilen wünscht man sich dann aber doch einige Straffungen. Einiges wird sehr detailliert erörtert oder unnötig ausgeschmückt.
Trotzdem hat man am Ende viel gelernt. Zahlreiche Fotos, Karten und Zitate illustrieren das Geschehen.
„Queen Victoria“ ist eine schöne Biografie, gut recherchiert, unterhaltsam geschrieben und liebevoll gestaltet. Tolle Lektüre, die den Horizont erweitert.