Rezension

Ein Zeitreisethriller rund um den berüchtigtsten Serienmörder der Geschichte – Jack the Ripper

Jack - Tess Riley, Christian Brandt

Jack
von Tess Riley Christian Brandt

Bewertet mit 3 Sternen

~~Matthieu Savary arbeitet am CERN in Genf an der Zukunft der Wissenschaft und bringt es “nebenher” fertig die Zeitreise möglich zu machen. Dies bleibt jedoch nicht ohne Folgen und der geniale Wissenschaftler sieht sich auf einmal nur noch mit einer sehr kurzen und schmerzhaften Lebensspanne bestraft.
 Im Krankenhaus besucht ihn Sadie Fletcher, die für eine Organisation arbeitet, die die Möglichkeit hat Savarys Lebens medikamentös zu verlängern und seine Schmerzen zu lindern. Im Gegenzug will sie seine bahnbrechende Entdeckung nutzen und ihn zusammen mit einem Team ins Jahr 1888 zurückschicken um zu beweisen, wer Jack the Ripper war. Die Taten des Prostituiertenmörders ziehen nämlich Kreise bis in die heutige Zeit und bedrohen die englische Monarchie.

Das Buch hat ein hohes und spannendes Erzähltempo, beginnt ohne ausschweifende Einführung gleich am Tag des für Savary verheerenden Unfalls und konfrontiert den Leser schnell mit allen handelnden Personen. Man hat also keine Zeit sich in Protagonisten einzulesen und muss sich daher erstmal in der Handlung und mit den verschiedenen Charakteren zurechtfinden, was jedoch relativ schnell gelingt.

Das Zeitreisethema erschien mir soweit es eben geht logisch und erklärbar umgesetzt und auch das Thema Zeitreiseparadoxon ist bedacht und behandelt worden. In der Jetztzeit wird hauptsächlich Reiseorganisation betrieben und es gibt kleinere Auseinandersetzungen der handelnden Personen. Das eigentliche Hauptaugenmerk liegt aber auf dem Jahr 1888. Die Zeit wurde nach meinem Wissensstand gut geschildert und nicht beschönigt. Als Leser hat man fast den Gestank der damaligen Zeit mitriechen können und ich bin froh, dass es hier keine parfümierten Seiten als Zusatz gab.

Die Morde des Rippers sind teilweise sehr anschaulich und detailliert beschrieben und man fiebert schon sehr mit, wenn einen Protagonisten und Jack lediglich ein Hauch von Nebel trennt. Mir hat hier auch sehr gut gefallen, dass die Charaktere mit sich haderten, da sie in die Geschichte nicht eingreifen dürfen und demnach Morde nur beobachten, aber nicht verhindern konnten.

Leider fand ich den Charakterausbau nicht gut gelungen. Fast alle Protagonisten sind sehr eindimensional und stereotypisch beschrieben. Die kühle, undurchschaubare Agentin, der geniale, teilweise etwas skrupellose gutaussehende Wissenschaftler mal zwei, der allen bewusstseinserweiternden Mitteln zusprechende saufende Schauspieler, der Soldat, der über Leichen geht etc. Lediglich ein weiblicher Charakter war hier etwas besser beschrieben, fand sich dann aber wieder in einem typischen Liebesgeplänkelgespann wieder, in dem sie eben die unauffällige Dame war, die außen vor gelassen wird, wenn sie charakterlich auch noch so gut gepasst hätte. Sie wurde eben nicht wie ein Modell beschrieben.

Zudem wird mit dem Gefühl Liebe sehr plump umgegangen. Ein Charakter verliebt sich zügig erst in die eine, dann in die andere Person und wirft mit tiefen Gefühlen um sich, die in wenigen Tagen einfach nicht so sprunghaft entstehen können.

Als Fazit ist “Jack” für mich ein durchaus gelungener rasant erzählter Zeitreisethriller mit Schwächen in der Protagonistenausarbeitung, der am Ende eine interessante Ansicht zur Frage wiedergibt, wer Jack the Ripper war. Auch wenn dieses Debüt charakterlich noch Luft nach oben hat, wäre ich einer Fortsetzung der Geschichte nicht abgeneigt, da dass Ende dies durchaus ermöglichen würde.