Rezension

Ein Zeugnis der Geschichte einer mutigen Frau

Unorthodox - Deborah Feldman

Unorthodox
von Deborah Feldman

Bewertet mit 5 Sternen

Deborah Feldman, Unorthodox,  Secession Verlag für Literatur 2016, ISBN 978-3-905951-79-0

 

Dieses Buch ist das in den USA zum Bestseller avancierte Zeugnis der Geschichte einer mutigen Frau, die mittlerweile mit ihrem Sohn als Schriftstellerin in Berlin lebt.

 

Deborah Feldman erzählt in „Unorthodox“ von der ultraorthodoxen jüdischen Gemeinde der Satmarer im New Yorker Stadtteil Williamsburg. Aufgebaut wie eine Sekte halten diese Menschen etwa den Holocaust für eine Strafe Gottes dafür, dass sich die Juden zu sehr ihrer säkularen Umwelt angepasst haben.

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren diese ultra-orthodoxe Juden aus Ungarn und Rumänien eingewandert, nachdem sie vor dem Holocaust geflohen waren oder ihn überlebt hatten. Sie gehörten zu den Hasidim, einer Strömung des ultraorthodoxen Judentums, deren Mitglieder eine mystische Vereinigung mit Gott via ihren verehrten Rebben, den für alle Lebensfragen zuständigen Mentor, anstreben. Vor allem die aus dem rumänischen Satu-Mare stammenden, streng orthodoxen Satmarer, Anhänger des Satmarer Rebben, zog es in das Quartier jenseits des East River. Ein Ziel dieser Sekte ist es, sich voll ihrem Glauben und ihrem Lebensstil zu widmen und sich von allem Weltlichen abzuschotten.

 

Dort, wo es nur um strenge Religion und ihre Regeln und Sitten geht, wächst Deborah Feldman auf.  Es gibt kein Fernsehen, keine Bücher, all das wird von den Satmarern als weltlich abgelehnt. Ihre Frauen tragen rasierte Köpfe, damit ihre Haare die Männer nicht in Versuchung führen.

Man muss nicht betonen, dass Sexualität und alle andere Dinge, die im Leben den Menschen Freude machen können, verpönt sind.

 

Deborah Feldman erzählt, wie sie bei ihren Großeltern aufwächst, denn sowohl der debile Vater als auch die Mutter, die die Gemeinschaft schon früh verlassen hat, bieten keinen Halt. Doch auch bei den Großeltern sind Nähe und  Geborgenheit nur selten für sie zu spüren. Schon als kleines Mädchen versucht sie sich zu wehren, auch indem sie verbotene Bücher liest. Nach ihrer Zwangsverheiratung gibt sie ihren Widerstand nicht auf, und kann sich nach der Geburt ihres Sohnes schlussendlich befreien.

 

„Unorthodox“ ist eine ebenso lebendige und lebensnahe wie ehrliche Schilderung der Befreiung aus den Fesseln religiöser Extremisten. Die Satmarer mögen eine kleine Gruppe sein, aber es gibt eine wachsende Zahl von Extremisten, insbesondere im Islam, die nicht nur ihre eigenen Gläubigen unterwerfen, sondern die ganze Welt unter ihr steinzeitliches Joch zwingen wollen.