Rezension

eindringlich

Die Sommer - Ronya Othmann

Die Sommer
von Ronya Othmann

Bewertet mit 4 Sternen

Mit autobiografischer Nähe und Eindringlichkeit erzählt die Autorin von Leyla, die in Deutschland aufwächst, aber jeden Sommer bei der Familie ihres Vaters in Syrien verbringt. Die Großeltern und viele Tanten, Onkel und deren Kinder leben sehr einfach in einem abgelegenen Dorf nahe der türkischen Grenze. Sie gehören zum Volk der Êziden, die meisten haben keinen Ausweis, sind staaten- und rechtlos. Ihr Zusammenleben ist geprägt von großem Zusammenhalt und jahrhundertealten Traditionen, aber auch von der Angst eines Volkes ohne eigenes Land.
Die Sommer prägen sich Leyla tief ein, die sich weder hier noch dort ganz zu Hause fühlt. Beklemmend wird das Buch, wenn es die Ereignisse von 2014 aus dieser Nähe erzählt, den Genozid an Leylas Volk durch die Terrormiliz des "Islamischen Staates".
Sowohl die positiven Erinnerungen an die Sommer als auch die Dramatik der Bürgerkriegszeit in Syrien erzählt die Autorin in kurzen, prägnanten Sätzen. Die Erinnerungen Leylas mischen sich mit Erzählungen des Vaters aus seiner Kindheit.  
Das ganze Buch durchzieht eine Düsternis, eine unbestimmte Melancholie, die erst am Ende geklärt wird. Obwohl schon im Prolog steht: "Eine Geschichte [...] erzählt man immer vom Ende her. Auch wenn man mit dem Anfang beginnt."