Rezension

Eindringlich, aufwühlend und berührend

Je tiefer das Wasser - Katya Apekina

Je tiefer das Wasser
von Katya Apekina

Bewertet mit 4 Sternen

Von der Leseprobe zu „Je tiefer das Wasser“ von Katya Apekina war ich unglaublich gefesselt und begeistert, auch wenn das Thema, um das es zu gehen schien (psychische Erkrankungen und die Auswirkungen auf die Familie) doch eher nach schwieriger Kost klang. Der Roman beginnt fesselnd und vielversprechend, die Geschichte wird abwechselnd aus diversen Perspektiven erzählt, mal in Prosa, mal in Briefform, mal in der Wiedergabe von Telefonaten. Im Mittelpunkt aber stehen Mae und Edie, zwei Schwestern, die nach einem Selbstmordversuch der Mutter bei ihrem entfremdeten Vater in New York City untergebracht werden.

Die beiden Schwestern nehmen diese plötzliche Wiedervereinigung mit dem Vater sehr unterschiedlich auf. Edie zieht es zurück nach Hause, während für Mae eine Rückkehr in ihr altes Zuhause undenkbar ist. Die beiden Perspektiven zeigen bildlich, wie unterschiedlich die Schwestern mit den Auswirkungen der Depression ihrer Mutter umgehen. Edie kann die Rolle als Beschützer und Aufpasser ihrer Mutter nicht loslassen, während Mae sich endlich befreit fühlt vom drückenden Einfluss, den die Auswüchse der Krankheit auf sie selbst hatten. Dabei wird Marianne (die Mutter) selbst aus den Perspektiven der einzelnen Charaktere sehr unterschiedlich dargestellt. Mal als Opfer der Umstände, dann wieder als egoistische Persönlichkeit, die auf niemanden außer sich selbst fixiert ist. Gerade dadurch gewinnt der Roman für mich an Tiefe und stimmt nachdenklich. Denn natürlich, auf der einen Seite ist Marianne das Opfer ihrer Krankheit, aber sie ist eben nicht das einzige Opfer in dieser Geschichte. Da sind auch ihre beiden Töchter, die auf die eine oder andere Art Spuren davongetragen haben.

Der Schreibstil der Autorin ist eindringlich und geht einem unter die Haut. Auch wenn man ab einem gewissen Punkt ahnt, in welche Richtung die Handlung eskalieren wird. Die Geschichte hat mich beim Lesen aufgewühlt und wird mich sicher auch noch eine Weile beschäftigen.

Von mir erhält der „Je tiefer das Wasser“ vier von fünf Sternen.