Rezension

Eindringlich, Erschütternd und absolut wichtig

Salz für die See - Ruta Sepetys

Salz für die See
von Ruta Sepetys

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt: Wir befinden uns im Jahr 1945 – die letzten Kriegstage beginnen und mit ihnen flüchten tausende Menschen aus Angst vor der Roten Armee nach Westen. Darunter auch Florian, ein Deutscher aus Ostpreußen, Emilia, eine junge Polin und Joana, eine litauische Krankenschwester – jeder mit einem Geheimnis, dass er nicht preisgeben will. Denn der Krieg hat Misstrauen gesät. Im kalten Januar wählt ihre Flüchtlingsgruppe den lebensgefährlichen Weg über das zugefrorene Haff Richtung Gotenhafen. Hier warten viele Schiffe, darunter die Wilhelm Gustloff, um die Flüchtlinge nach Westen zu bringen. Doch diese Sicherheit ist so dünn wie das Eis auf dem Haff…

 

 

 

Der Story-Stapel

Erster Satz: „Die Schuld ist ein Jäger.“

Am Anfang lernen wir die verschiedenen Charaktere kennen, der jeder für sich ein Päckchen zu tragen hat und die aufzeigen, dass niemand vom Krieg verschont bleibt. Die Kapitel sind dabei sehr kurz gehalten, so dass man immer nur kleine Informationshappen bekommt. Es dauert jedoch nicht lange und die Protagonisten finden zusammen und machen sich auf den Weg zur Wilhelm Gustloff. Das Buch zeigt im Verlauf eindringlich die Schrecken des Krieges und der Flucht. Die Grausamkeit und fehlende Menschlichkeit werden so trocken und genau deswegen so unglaublich erschütternd dargestellt. Man kennt das Ende, weiß, was mit der Wilhelm Gustloff passiert und doch ist dort ein Hoffen und Bangen bis zum Schluss hin und die Seiten verfliegen im Nu.

 

Der Charakter-Stapel

Durch wechselnde Perspektiven begleiten wir insgesamt vier Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein können: Florian, ein Deutscher aus Ostpreußen, Emilia, eine junge Polin, Joana, eine litauische Krankenschwester und Alfred, ein Nazi. Sie alle verbindet der Ort, an dem sie sich befinden und der Krieg, der sie so schlimm geprägt hat.

Ich will nicht zu stark auf die einzelnen Personen eingehen, die jeder für sich bis auf Alfred, starke Persönlichkeiten sind und tief im Herzen gute Menschen. Doch hervorheben möchte ich Emilia, die so gut ist, dass es einen Tränen in die Augen treibt, einfach, weil sie so viel durchmacht und trotzdem herzensgut bleibt. Auch der Nebencharakter des Schuh-Poeten ist großartig – sein Blick ist scharfsinnig, er sieht zwischen den Zeilen und ist ebenso herzensgut wie Emilia.

Die Autorin hat verschiedene Charaktere gezeichnet, die gleichzeitig zeigen, dass in diesem Krieg doch alles nur Menschen sind, egal welcher Rasse sie angehören. Es sind Menschen, besonders die Kinder, die gelitten haben und die trotzdem beweisen, dass ein Licht des Zusammenhaltes auch in größter Finsternis zu finden ist.

 

Der Stil-Stapel

Das Buch ist eindringlich geschrieben. Die Schrecken und Grausamkeiten werden so dargestellt, dass mit wenigen Worten viel gesagt wird und man all das kaum glauben und sich vorstellen kann, weil es so schrecklich ist: Die harten Szenen der Flucht, die vielen Toten und am Ende die Wilhelm Gustloff, insbesondere Emilias Sichtweise klammern den Leser an die Seiten.

 

Der Kritik-Stapel

Dieses Buch ist ein Muss, eine Erinnerung und eine Hilfe, dass nie vergessen wird, auch wenn es kein Zeitzeugenbericht ist. Die Autorin hat viele Überlebende befragt, hat recherchiert und sich bemüht, den Schrecken des Krieges allgemein zu zeigen, ohne zu verurteilen und Partei zu ergreifen: Auf jeder Seite gibt es gute und schlechte Menschen und das hat sie gut dargestellt.

 

Auf den Lesen-Stapel?

Ja, jeder sollte dieses Buch lesen und damit ein Stück Geschichte einsaugen. Natürlich, der 2. Weltkrieg wurde oft besprochen, doch wie viele kennen die Wilhelm Gustloff und wissen um das Schicksal der Menschen der Vertreibung aus Preußen? Dieses Buch ist erschütternd und zeigt die Schrecken des Krieges ungeschönt, aber nicht sensationshaschend. Absolute Leseempfehlung für „Salz für die See“ und volle 5 Sterne sowie der Platz auf Karlys Schätzestapel.