Rezension

Eindringliche und gefühlvolle Familiengeschichte

Das Haus in der Claremont Street - Wiebke von Carolsfeld

Das Haus in der Claremont Street
von Wiebke von Carolsfeld

Bewertet mit 4.5 Sternen

Inhalt:
Der 9jährige Tom muss mit anhören, wie sein Vater erst seine Mutter und dann sich selbst tötet. Seine kinderlose Tante Sonja nimmt ihn bei sich auf, doch Tom ist schwer traumatisiert und weigert sich zu sprechen. Egal was Sonja versucht, sie kommt nicht an Tom heran und ist mit der Situation überfordert. Kurzerhand gibt sie den Jungen zu ihrer Schwester Rose in die Claremont Street. Die chaotische Tante Rose, ihr pubertierender Sohn Nick und der kindsköpfige Onkel Will sind eigentlich schon mit ihrem eigenen Leben vollkommen überfordert. Trotzdem versuchen sie Tom ein liebevolles neues Zuhause zu geben. Doch dabei müssen sie erkennen, wie wichtig und bedeutend Familie und Zusammenhalt sind und dass sie diese schwere Zeit nur gemeinsam durchstehen können.

Meine Meinung:
Dass es sich bei "Das Haus in der Claremont Street" um das Debüt der deutsch-kanadischen Autorin Wiebke von Carolsfeld handelt, merkt man beim Lesen des Buches nicht. Eindringlich und gefühlvoll erzählt die Autorin, wie eine schreckliche Tragödie Toms Leben und das seiner Familie von einen Tag auf den nächsten vollkommen auf den Kopf stellt.

Schon die ersten Seiten des Buches haben es in sich und zeigen, dass man es hier nicht mit einem locker-leichten Wohlfühlroman zu tun hat. Die Geschichte wird abwechselnd aus Sicht von Tom, den drei Geschwistern Sonya, Rose und Will sowie Roses Sohn Nick erzählt, wodurch der Leser einen umfassenden Einblick in die Gedanken und Gefühlswelt der sehr unterschiedlichen Familienmitglieder bekommt. Obwohl sie eine Familie sind, gibt es keinen großen familiären Zusammenhalt, stattdessen sind unausgesprochener Groll und Konflikte an der Tagesordnung. Jeder einzelne von ihnen ist bereits seit längerem viel zu sehr mit sich und seinen eigenen Problemen beschäftigt und kämpft nun auch noch mit Trauer und Selbstvorwürfen, sodass er dabei die Anderen und deren Sorgen und Nöte vollkommen aus den Augen verloren hat und sie sich immer mehr von einander entfremdet haben. Die gemeinsame Sorge um Tom zwingt sie schließlich dazu, sich mit sich selbst und ihrer Familie auseinanderzusetzen und sich zusammenzuraufen, denn nur gemeinsam können sie sich über den schweren Verlust hinweghelfen und Tom ein neues liebevolles Zuhause bieten.

Die Familienmitglieder sind auf ihre jeweilige Art und Weise sehr liebenswert und sympathisch. Deshalb kann man sich sehr gut in sie hineinversetzen und mitfühlen. Mir haben besonders die chaotische Rose, ihr Sohn Nick und Will, der einfach nicht erwachsen werden will, gefallen und mich - trotz der sehr bedrückenden, traurigen Stimmung - mit ihrer humorvollen Art immer mal wieder zum Lächeln gebracht. Trotzdem hat mir irgendwie das gewisse Etwas, das dieses Buch zu etwas ganz besonderem macht, gefehlt und die bereit gelegten Taschentücher blieben trocken. Daher gibt es von mir "nur" 4,5 Sterne.

Fazit:
Eindringliche und gefühlvolle Geschichte über eine zerrüttete Familie, die in einer ihrer wohl schwersten Stunden erkennen muss, was wirklich wichtig ist im Leben.