Rezension

Eindringliches Bilderbuch über einen Jungen mit Sprachstörung

Ich bin wie der Fluss -

Ich bin wie der Fluss
von Jordan Scott

Bewertet mit 5 Sternen

Der Junge auf dem Buchcover steht im schäumenden Wasser und blickt nach unten. Sein Blick und seine Körperhaltung wirken bedrückt, er scheint dem Wasser nicht zu trauen. Wenn Jordan Smiths Icherzähler morgens aufsteht, ist niemand außer ihm zu sehen, auch hier signalisiert die Körperhaltung eine bedrückte Stimmung. Der Junge ist von Wörtern umgeben für vertraute Dinge, die er jedoch oft nicht aussprechen kann, weil in seinem Mund Buchstaben sonderbare Dinge tun, die er nicht steuern kann. Der Junge stottert. In der Schule hofft der Junge, dass der Lehrer ihn nicht ansprechen wird. Die Gesichter der Mitschüler bleiben leere Flächen, er selbst wird ihnen auch eine leere Fläche zeigen, wenn er nicht mit ihnen sprechen kann. Der Vater des Jungen spürt, dass sein Sohn an diesem Tag niedergeschlagener sein muss als sonst schon und fährt mit ihm an den Fluss. Sie schweigen gemeinsam, bis der Vater auf den Fluss hinweist. „Du bist wie der Fluss“, sagt er, du sprichst wie drängelndes, sprudelndes Wasser. Ein Fluss muss nicht brausen und dröhnen, er kann auch ruhig sein. Keine Kritik, keine Ratschläge, der Vater nimmt seinen Sohn an, wie er ist. Vater und Sohn können gemeinsam schweigen.

Im Nachwort erfahren Jordan Scotts Leser, dass er seine Geschichte und die seines Vaters hier erzählt. Jordan Scott ist wie der Fluss …

Ein Bilderbuch über eine Sprachstörung für Kinder ab 5, das wenig Worte macht und viel Raum für Empathie lässt.