Rezension

Eindrucksvoller biografischer Roman

Mein Leben als Sonntagskind - Judith Visser

Mein Leben als Sonntagskind
von Judith Visser

Bewertet mit 5 Sternen

Intensive emotionale Achterbahnfahrt eines besonderen Mädchens

Das Mädchen Jasmijn Vink merkt mit ihrem Eintritt in die Vorschulgruppe, das sie anders ist. Sie kann als einzige schon sehr gut Lesen und anstatt ihr Wissen zu vertiefen, soll sie nun mit all mit den anderen Kindern spielen, toben, lärmen….doch das mag sie nicht. Sie möchte lieber alleine sein, lesen und mit ihrer Hündin Senta den Tag verbringen. Warum sollte sie mit der Lehrerin reden wollen oder sich dieser Gruppe anpassen. 
Jasmijn braucht zum Glücklichsein nur die ihr vertraute Umgebung, eine neue Situationen, unbekannte Menschen oder gar Kaufhäuser sind ihr ein Graus! Immer wieder muss sie sich zwingen normal zu erscheinen, obwohl sie doch am liebsten die Flucht ergreifen würde! So manches Mal nimmt sie sich aber dennoch ein Auszeit und agiert dann nach Jasmijn-Art, leider zum Entsetzen ihrer Umgebung….

Mit autobiografischen Zügen im Roman „ Mein Leben als Sonntagskind“, offenbart die Autorin die Gefühlswelt eines besonderen Mädchens, das sich so gänzlich von der Masse unterscheidet. Es wird von einer Auseinandersetzung mit der Normalität des Lebens erzählt, die diesem Kind so schwerfällt.  
Erst als Erwachsene erfährt auch die Autorin Judith Visser, das sie am Asperger-Syndrom leidet. Deshalb kann sie das Leiden der Protagonistin Jasmijn im Roman so gut wiedergeben, da sie es aus eigener Erfahrung kennt.
Viele Erlebnisse aus dieser Kindheit machen betroffen, man fragt sich ab und an, merkt denn niemand was in Jasmijn vorgeht, was mit ihr los ist! 
Denn auch die Eltern erkennen das Problem nicht umfassend genug um ihr weiter zu helfen. Jasmijn ist zumeist allein auf sich gestellt. Da es ihr an Empathie fehlt, kann sie die Gefühle anderer Menschen nicht einschätzen und ihre eigenen Gefühle auch nicht mitteilen….ein Teufelskreis! 
Sehr eindrucksvoll und offen erzählt die Autorin aus ihrem Leben, das sich viel in ihrem Kopf abspielt, jenseits der Wirklichkeit.
Der Roman ist so ergreifend geschrieben, das ich die ein oder andere Träne verdrücken musste!

Ein Buch das aufrüttelt und sicherlich hilfreich ist die Gefühlswelt von Menschen mit Autismus besser zu verstehen. Eine Aufforderung seinen Mitmenschen mehr Verständnis entgegenzubringen und besser auf sie zu achten….denn oft sind die Dinge anders als sie scheinen! Ein arrogant wirkender Mensch ist vielleicht nur schüchtern und unsicher!
Jeder ist anders, ob in seiner Wahrnehmung, seinen Aktionen und seinem Auftreten. Verständnis, Rücksichtnahme und Akzeptanz sind im Umgang miteinander wichtig, diese Botschaft ist deutlich spürbar! Ein Buch das mich sehr berührt und gut unterhaltsam hat, trotz der ernsten Problematik. 

Ganz toll gemacht:)