Rezension

Eindrucksvoller Debutroman

Birk - Jaap Robben

Birk
von Jaap Robben

„Papa zog sich unmerklich in seine Fotos zurück.“ 

Diese Worte des kleinen Mikael Hammerman beschreiben bildhaft, wie er den Tod seines Vaters und das Leben ohne ihn empfindet. Der Junge glaubt, Schuld daran zu sein, dass Birk ertrunken ist, und wird darin von seiner Mutter bestärkt. Die abgelegene Insel, auf der er mit seiner Mutter lebt, hat nur noch einen weiteren Bewohner, den rauen Fischer Karl. Doch ihm kann sich Mikael nicht anvertrauen. Neun Jahre lang führt uns der Autor durch Mikaels Kindheits- und Jugendjahre in dem zunehmend enger und bedrückender erscheinenden Lebensraum des Jungen. Die Launenhaftigkeit seiner Mutter und ihr sprunghaftes Verhalten beunruhigen  und ängstigen ihn. Immer öfter sucht er Zuflucht in einem längst verlassenen Haus auf der anderen Seite der Insel, in dem sich Möwen eingenistet haben. Hier, allein mit den Möwen, glaubt er, der Mutter zu entkommen und  seinem schmerzlich vermissten Vater näher zu sein, dem er immer ähnlicher wird...

So leicht der Erzählton ist, den Jaap Robben anschlägt, so verstörend und schwer zu ertragen ist der Inhalt seines Debutromans. Abgeschottet auf einer einsamen Insel, mit dem Gefühl einer großen Schuld belastet, deren Sühne eine instabile Mutter einfordert  -  welches Kind kann ein solches Dasein unbeschadet überstehen? Warum kann Mikael nicht einfach die Insel (und seine Mutter) verlassen? Eine direkte Antwort darauf gibt der Autor nicht, aber er lässt den Leser Mikaels Gedanken und Gefühle nachvollziehen, so wie der Junge sie im Verlauf seiner Entwicklung empfindet. Eindrucksvoll schildert der Autor Mikaels Welt, sowohl die äußere, die Inselwirklichkeit, als auch die innere, seelische, in der sich Mikaels eigentliches Leben abspielt.

„Birk“ ist Robbens erster Roman für Erwachsene; doch man spürt an der Sensibilität, mit der er sich in Mikaels Lage versetzt, den Jugendbuchautor, der sich ernsthaft mit der kindlichen bzw. jugendlichen Gedankenwelt auseinandersetzt.

Jaap Robben ist bereits mit zwei Preisen ausgezeichnet worden: nach dem „Nederlandse Boekhandels Prijs“ für „Birk“ im Jahr 2014 folgte 2015 der „Debutantenprijs“.