Rezension

Eine abenteuerliche Detektivgeschichte für kleine und große Leser/innen

Tilda, ich und der geklaute Dracula - Lara Schützsack

Tilda, ich und der geklaute Dracula
von Lara Schützsack

Inhalt:
Oda ist so ganz anders als ihre beste Freundin. Während Tilda den ganzen Tag einfach nur dasitzen könnte, ohne sich zu bewegen und ohne zu sprechen, wird Oda schnell langweilig. Sie sucht das Abenteuer und die Herausforderung.
Als die Nachbarin verkündet, dass ihr schwarzer Hund mit dem Überbiss, der auf den Namen Dracula hört, vor dem Supermarkt entführt worden ist, ist Oda gleich Feuer und Flamme. Gemeinsam mit Tilda möchte sie in diesem Fall ermitteln. Schließlich wurde auch ein Finderlohn von 250 Euro ausgesetzt. Davon könnte man sich eine Menge Süßigkeiten kaufen. Ein Argument, dass auch Tilda schnell in Detektivstimmung versetzt.
Doch Berlin ist eine sehr große Stadt. Wo fängt man mit der Suche an? Am besten beginnt man mit der Spurensuche direkt am Tatort und dann heißt es, die verdächtigen Personen unter die Lupe nehmen. Ein spannendes Abenteuer steht den beiden Mädchen bevor. Tilda und Oda sind der festen Überzeugung, dass sie Dracula finden und aus den Händen des Entführers befreien werden.

Im Detail:
Oda ist im Vergleich zu ihrer besten Freundin Tilda ein sehr lebhaftes Mädchen. Sie ist stets auf der Suche nach Abenteuern und findet es so gar nicht gut, dass ihre Eltern, wenn sie einen harten Arbeitstag hinter sich haben, ihr manchmal gar nicht richtig zuhören und morgens auch oft nicht gut aus dem Bett kommen. Der Tag steckt schließlich doch voller Erlebnisse und Dingen, die es zu erkunden gibt.
Tilda hingegen ist stets auf der Suche nach Ruhe und Entspannung. In einem Haushalt mit mehreren Geschwistern ist immer etwas los. Dort findet man, wenn's hoch kommt, im Bad mal ein paar Minuten Stille. Zurückhaltend reagiert sie daher stets auf Odas lebenszugewandten Aktionismus.
Oda kann Tildas kleinbürgerlich wirkende Gemütlichkeit so gar nicht nachvollziehen. Sie schiebt die Langsamkeit ihrer besten Freundin auf ihre gelockten Haare, die wie Fusilli aussehen. Manchmal brauchen Tildas „Antennen“ eben etwas, bis die Gedanken hindurchgeflossen sind. Aber daran hat sich Oda ja schon gewöhnt.
Neben den Ermittlungen, die Oda und Tilda anstellen, müssen sich die beiden Mädchen aber auch dem Alltag stellen. So lernt man als Leser auch Tildas liebevolle und chaotische Familie kennen. Der jüngere Bruder Anton hat es Oda dabei ein wenig angetan. Er ist einfach nur cool. Wie er mit seinem BMX-Rad umherdüst und ganz mutig auf den großen Baum auf dem Schulhof klettert, ohne sich um die Konsequenzen zu scheren. Ja, Oda hat sich sogar ein wenig in Anton verliebt. Als dieser plötzlich ebenfalls in Sachen Dracula ermittelt, müssen sich die Mädchen aber sputen. Schließlich wollen sie ja selbst den Finderlohn einkassieren.
Sehr schön zu beobachten sind auch die kleinen Schrulligkeiten, die die Charaktere mit in die Geschichte bringen. So hält sich Tilda zum Beispiel als Haustiere Achatschnecken, um die sie sich ständig Sorgen machen muss. Tilda kann es auch gar nicht leiden, wenn sie auf der Straße frisch ausgespuckte Kaugummis vorfindet. „Tiermörder!“, ruft sie dann auf. Jeder weiß doch, dass Igel Kaugummis essen und dran sterben.
Oda hingegen wickelt sich mit Vorliebe während des Unterrichts in den Vorhang ein. Auf die Vorwürfe der Lehrerin entgegnet Oda ernst, dass sie den Vorhang eben mag und dass sie sich so besser konzentrieren kann. Als Leser musste ich bei Szenen wie dieser oft Schmunzeln. Die langweiligen Erwachsenen hingegen konnten Odas Verhalten nicht immer nachvollziehen. Oda ist jedoch ein toughes Mädchen und lässt sich in ihren Lebensansichten nicht von Außenstehenden beirren.
Erwähnenswert sind auch die wunderschönen Schwarz-Weiß-Illustrationen der mehrfach ausgezeichneten Illustratorin Regina Kehn. Die Vignetten machen neugierig auf die Ereignisse im jeweils folgendem Kapitel.

Fazit:
Lara Schützsack präsentiert mit "Tilda, ich und der geklaute Dracula" eine Geschichte mit Abenteuern, starken Charakteren und einer großen Prise Humor. Sie zeigt Hauptfigur, denen man von Abenteuer zu Abenteuer gerne folgt. 
 
Im Fokus stehen die beiden besten Freundinnen Oda und Tilda, die in dem Fall des verschwundenen Nachbarhundes ermitteln. Die nicht komplexe, aber auch nie banal erscheinende Geschichte wird von gelungenen Illustrationen begleitet.
Dieses Buch ist ein kleines Highlight, aber nicht nur für Kinder im Alter von acht Jahren. Auch junggebliebene Lesern entlockt es ein vergnügliches Schmunzeln.

Buchzitate:
Von der Seite sehen ihre blonden Locken wie ungekochte Fusilli-Nudeln aus, die in alle Richtungen von ihrem Kopf abstehen. Ich glaube, das sind Tildas Antennen. Mit ihnen nimmt sie Informationen auf.