Rezension

Eine abwechslungsreiche Anthologie, in der für jeden Horrorfan etwas dabei sein wird

Mitternachtgeschichten -

Mitternachtgeschichten
von Tanja Hanika

Bewertet mit 5 Sternen

„Mitternachtgeschichten“ ist eine Anthologie von Tanja Hanika, in der 22 Grusel- und Horrorgeschichten versammelt sind. Die Anthologie ist inhaltlich breit aufgestellt. Eher psychothrillerartige Schauergeschichten (z.B. „Meine Worte, deine Worte“) finden sich neben gothicartigen Erzählungen (z.B. „9, Rue des Remparts“), Mysterygeschichten (z. B. „Stevie“) sowie witzigen Geschichten mit leichtem Grusel (z.B. „Das Kanalrattenmonster“). Zudem treten viele unterschiedliche (auch eigens erfundene) Horrorfiguren auf, sodass nahezu das gesamte Repertoire an Horrorgestalten bedient wird. Ähnlich vielfältig wie der Inhalt der Erzählungen sind auch die Erzählsituationen: Mal tritt ein Ich-Erzähler auf, mal ein personaler oder allwissender. Interessant ist, dass in einer Geschichte auch ein Du-Erzähler zu Wort kommt, wodurch man als Lesender auf eine besondere Weise in die Handlung eintaucht. Auch die Handlungsorte der Erzählungen sind sehr vielseitig. Um nur einige zu nennen: ein Friedhof im Paris des 19. Jahrhunderts, das amerikanische Hinterland und eine abgelegene Tankstelle in Japan. Geeint werden die Geschichten, so unterschiedlich sie auch sind, durch drei Aspekte. Sie werden atmosphärisch dicht erzählt, besitzen einen geschickten Spannungs- und Gruselaufbau und enden twistreich. Abgeschlossen wird die Anthologie durch ein Nachwort, in dem Tanja Hanika kurz auf die Hintergründe der jeweiligen Geschichten eingeht. Insgesamt ist „Mitternachtgeschichten“ eine sehr abwechslungsreiche Anthologie, die unterschiedliche Facetten des Horrors/Grusels bedient, sodass jeder Horrorlesende auf seine Kosten kommt. Meine persönlichen Highlights sind „Meine Worte, deine Worte“, „Die Wahl der Qual“ und „Der Spukmakler“. In „Meine Worte, deine Worte“, das mit einem wirklich schönen Twist endet, tritt eine manische Schriftstellerin auf, die sich immer weiter in ihre Geschichte hineinsteigert. „Die Wahl der Qual“ greift eine japanische Legende auf und wird so gruselig erzählt, dass man beim Lesen ein starkes körperliches Unbehagen spürt. „Der Spukmaler“ trumpft mit einer interessanten Erzählperspektive auf, die den Lesenden zum Komplizen macht.