Rezension

Eine alte Schuld ....

Die Frauen am Fluss - Katherine Webb

Die Frauen am Fluss
von Katherine Webb

Bewertet mit 3.5 Sternen

Dieser historische Roman von Katherine Webb, der den Leser ins England des Jahres 1922 bzw. 1872 entführt, gleicht einem dicht gewebten Teppich um eine alte Schuld und einem Verwirrspiel um einen Mord, der sehr unterhaltsam zu lesen ist und durch die atmosphärisch detaillierten Beschreibungen der Autorin punkten kann.

"England, 1922: 
Zuerst stellt die Ankunft der Londonerin Irene die Ordnung des idyllischen Dorfes Slaughterford auf eine harte Probe. Kurz darauf geschieht ein brutaler Mord. Der Tote ist ein angesehener Gutsherr- und Irenes Mann. Gemeinsam mit dem Stallmädchen Pudding begibt sich Irene auf die Suche nach der Wahrheit. Die Spuren führen das ungleiche Paar tief in die angrenzenden Wälder zu einer Liebe, die nicht sein durfte und ein ganzes Dorf voller Schuld zurückließ.
(Quelle: Buchrückentext) 

.  Durch den eingängigen und detailreichen sowie sehr atmosphärischen wie dennoch klaren Schreibstil bleibt sich die Bestsellerautorin Katherine Webb auch in diesem Roman stilistisch treu: Die Figuren; allen voran Irene Hadleigh, die den Gutsherrn Alastair Hadleigh heiratet und ihm als Städterin durchaus mit gemischten Gefühlen aufs Land, nach Slaughterford in Wiltshire, folgt, sind sehr gut gezeichnet und Irene bemüht sich redlich, sich in die Dorfgemeinschaft einzufügen. Eine besondere Herausforderung stellt hier auch Alaistairs Tante Nancy dar, welche sie anfangs sehr ablehnend und provokant behandelt. Durch den Mord an Alastair arbeitet die Autorin sehr gut heraus, welche persönliche Weiterentwicklung die Hauptprotagonistin nun macht: Ihr en Plan, schnellstmöglich nach London zurückzukehren und ihr altes Leben wieder aufzunehmen, verwirft Irene und stellt nach und nach fest, dass ihr Platz im Gutshaus ist. Nur hier kann sie gemeinsam mit Pudding, dem Pferdemädchen, den Mord an ihrem Mann aufklären: Während alles auf die Familie Tanner hindeutet, der man im Dorf alles zutraut, allerdings nie etwas Gutes, versuchen nun beide, die Unschuld des kriegsversehrten Bruders von Pudding zu beweisen, den man des Mordes an Alastair anklagte...
Sowohl Eli Tanner als auch Clemmie, ein stummes Mädchen, das sich in Eli verliebt, wie auch Ma Tanner, Nancy, Pete Dempsey und Irene selbst sind sehr interessante Figuren, die den Verlauf des unterhaltsamen historischen Romans bestimmen. Auch ein Buch, das Pudding Pete zeigt, der bei der hiesigen Polizei ist und von ihr beauftragt wird, in den Akten nachzuforschen, spielt eine wichtige Rolle bei der Klärung des Falles und dem Finden des Mörders.
Ich stellte eine Verwobenheit der beiden Zeitebenen fest, die mir erst zum Romanende hin (durch die Namen) auffiel: Vielleicht lag es auch an der "Heißzeit", die hier herrschte, jedoch hat mich dies etwas verwirrt und ich hätte mir eine klarere Trennung der zeitlichen Abläufe gewünscht. Im letzten Drittel nimmt der Roman an Fahrt auf, was die Spannung betrifft und seine Stärken liegen im Detailreichtum, der atmosphärischen Beschreibungen und der feinen Figurenzeichnung, die mit Sympathie des Lesers rechnen kann. Mich hat der neue Roman von Katherine Webb gut unterhalten und auch die soziologischen Hintergründe dieser Zeit - der Standesdünkel und das Bürgertum, die Gutsbesitzer und die einfachen Menschen, die Armut  - sind sehr gut dargestellt. 

Fazit:

"Eine Geschichte  voller Lügen, heimlicher Trauer und verborgener Eifersucht" (Zitat S. 492) beschreibt diesen lesenswerten Roman am besten. Ich vergebe 3,5 Sterne am Bücherfirmament und ein 'lesenswert' für Fans historischer Romane.