Rezension

Eine andere Sicht auf den Zweiten Weltkrieg

Pontenilo -

Pontenilo
von Irma Joubert

Bewertet mit 4 Sternen

„...Die Leute aus dem Dorf hatten schon lange auf eine schöne Geschichte gewartet. Und als sie sich langsam, aber sicher vor ihren Augen abzuzeichnen begann, wagten sie nach und nach fröhlich zu werden...“

 

Das kleine italienische Dorf liegt abseits. Es kann viele Geschichten erzählen. Jetzt aber bahnt sich eine neue an. Gina, die Tochter des Barons, ist mit Antonio Romanelli befreundet. Der junge Mann studiert Architektur. Noch ahnt keiner, dass die Weltgeschichte ungebremst in das kleine Dorf eindringen wird. Wir befinden uns am Vorabend des Zweiten Weltkrieges.

Die Autorin hat einen abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Die Geschichte spielt einmal in Italien, des weiteren in Südafrika und nicht zuletzt in Kairo, wohin es einen Teil der südafrikanischen Armee verschlagen hat.

Der Schriftstil passt sich den Gegebenheiten an.

Während man sich im italienischen Dorf über einen möglichen Krieg unterhält, den dort keiner will, entzweien sich in Südafrika ganze Familien. Rotlitze werden diejenigen genannt, die an der Seite der Alliierten kämpfen. Die anderen fühlen sich zu Hitler und seiner Politik hingezogen. Grund ist die Abneigung der Afrikaaner gegenüber den Engländern. Mittendrin sind die jungen Frauen Klara, Anabell und Christine. Sie beginnen gerade ihre Ausbildung.

 

„...Annabel ist groß und schlank. Sie hat schöne Beine und goldbraune Haut. Ihr dunkles Haar hat sie normalerweise zu einem Zopf geflochten...“

 

Naturgemäß zieht Annabel alle Blicke auf sich, auch die von de Wet, Klaras Bruder. In den aber ist Christine verliebt. Ab und an scheint es, als hätte er auch etwas für die junge Frau übrig. Dann wieder gehen seine Augen zu Annabel. Daraufhin fällt Christine eine folgenschwere Entscheidung. Sie meldet sich zur Armee und wird nach Kairo abkommandiert.

Doch es gibt in Südafrika nicht nur die begüterten Farmer. Gerbrand ist in einer armen Familie aufgewachsen. Deshalb hat er auf ein Studium verzichtet und arbeitet im Bergwerk. Jetzt bietet sich ihm eine neue Chance. Er geht ebenfalls zur Armee. Klara erklärt sich das so:

 

„...Es ist … freier und mit Sicherheit auch ein größeres Abenteuer als in den Bergwerken. Und vielleicht bezahlen sie ihn auch besser...“

 

Durch seine Briefe aan Klara erfahre ich, wie sich die Armee Südafrikas schlägt. Vor allem die Kämpfe gegen Generalfeldmarschall Rommel spielen dabei eine wesentliche Rolle.

Die Geschichte wechselt zwischen den Krieg im Norden und den Leben der jungen Frauen. In Italien wird Antonio kurz vor Ende des Studiums dienstverpflichtet. ER gerät in Gefangenschaft und muss die in Südafrika absolvieren. Dort wird er zum Brückenbau eingesetzt. Dabei lernt er Klara kennen. Beide fühlen sich an einen anderen Partner gebunden, Antonio an Gina und Klara an Henk. Doch sie können nicht vermeiden, dass es zwischen ihnen mehr und mehr knistert. Tiefgehende Gespräche lehren sie, einander besser zu verstehen. So meint Antonio:

 

„...Hass wird langsam, aber sicher zu einer beißenden Säure, die dich von innen zerfrisst. Wer hasst, erleidet selbst mehr Schaden als das, worauf der Hass gerichtet ist...“

 

Die Autorin versteht es sehr gut, die Gefühle der Protagonisten wiederzugeben. Ich denke insbesondere an Christines Einsamkeit in der Armee.

Besonders gefallen mir die politischen Gespräche in dem kleinen italienischen Dörfchen. Sie kommen schnell auf den Punkt und sehen die Lage realistisch.

 

„...“Das geht sicher genau weiter wie damals mit Napoleon. General Winter wird gewinnen“, prophezeite der Doktor schwermütig...“

 

Als der Krieg zu Ende geht, gilt es, Entscheidungen zu treffen.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Hier lerne ich den Zweiten Weltkrieg aus einer völlig anderen Sicht kennen.