Rezension

Eine anrührende Familiengeschichte aus Teheran

Als die Tage nach Zimt schmeckten - Donia Bijan

Als die Tage nach Zimt schmeckten
von Donia Bijan

Bewertet mit 4 Sternen

Anfangs waren es mir zu viele Zeitsprünge, aber man gewöhnt sich dran. Ein Personenverzeichnis oder ein Stammbaum wären nützlich gewesen. Es ist die Geschichte einer aus Russland stammenden Familie, die in Teheran heimisch wird und dort das Café Laila betreibt. Es bietet seinen Gästen nicht nur köstliches persisches Essen mit manchmal russischem Einfluss, sondern nach der Revolution auch einen geschützten Raum im ansonsten 'ungemütlich', geradezu gefährlich gewordenen Teheran, in dem sich die Frauen verschleiern müssen und wo Willkür und Gewalt herrschen.

Es ist auch die Geschichte einer Identitätssuche, denn die junge Noor und ihr Bruder waren von ihrem Vater Zod in die USA geschickt worden, wo sie wie so viele Iraner im Exil lebten und sich ein neues Leben aufbauen mussten. Manchen gelang es gut, andere blieben für immer zerrissen zwischen den beiden Kulturen und litten an der Sehnsucht nach der alten Heimat.

Als Noors Ehe mit Nelson zu zerbrechen droht, reist sie mit ihrer widerspenstigen Tochter Lilly, die ganz Amerikanerin ist und kein Wort Farsi spricht, nach Teheran zu ihrem Vater Zod. Als sie erfährt, dass dieser sterbenskrank ist, bleibt sie länger als vorgesehen, was zu großen Schwierigkeiten mit Lilly und zu manchmal gefährlichen Situationen führt. Das zeigt ganz nebenbei, welchen Restriktionen Frauen in dieser islamischen Republik unterworfen sind.

Immer wieder gibt es Rückblenden in die Familiengeschichte und wir erfahren das ganze Ausmaß der Tragödie und warum ein Vater seine Kinder in ein fremdes Land geschickt hat.

Wie wird es weitergehen? Wird Noor sich mit ihrem Mann versöhnen und wieder in die USA zurückkehren? Diese Frage bleibt fast bis zum Ende offen und zieht sich wie ein roter Faden in die ansonsten zeitlich hin- und her springende Geschichte.

Keine große Literatur, aber eine gut geschriebene, leichte und doch melancholische Sommerlektüre