Rezension

Eine Anstiftung zum Leben

Das hier ist Wasser / This is water - David Foster Wallace

Das hier ist Wasser / This is water
von David Foster Wallace

Wenn man sich mit dem Thema Buch auseinandersetzt, trifft man unweigerlich auf sie: Die Bücherliste! Seien sie nun sortiert nach Genre, nach Geschmack, nach dem was ein Prominenter gelesen hat oder, und diese Listen sind immer ganz besonders, weil eine Zeitung, was auch immer ihre Kriterien sein mögen, "Die Liste der 100 besten Bücher seit 1923-2005" veröffentlicht. Auch wenn ich die Auswahlkriterien nun nicht kenne und nicht immer bestimmten kann, laden solche Listen immer wieder zum Stöbern ein. So bin ich nun auch auf - Das hier ist Wasser - von David Foster Wallace gestoßen, die eben in einer jener Listen nominiert war, die ich irgendwo in den Weiten der Social Medias aufgelesen habe und die man als junger Mensch unbedingt gelesen haben sollte. Ich bin zwar kein ganz so junger Mensch mehr, aber immer noch wissensdurstig und ich bin auch ehrlich: Die Werke von David Foster Wallace haben ihren Weg in mein Bücherregal derweil noch nicht gefunden und so manch ein Leser meiner Rezensionen, wird die Hände über den Kopf zusammenschlagen und rufen: "Wie kann er nur?" Als passionierter Buchhändler verstehe ich solche Reaktionen und möchte gleich zu Anfang klar stellen und feierlich schwören, dass von nun an, seine Romane von mir gelesen werden. Buchhändlerehrenwort!

 

Genug vom Finden von Büchern und Listen und hin zu - Das hier ist Wasser. Dieses wahrlich kleine aber feine Büchlein ist eigentlich eine Rede, die Wallace bei einer Abschlussfeier, eines amerikanischen Colleges gehalten worden ist. Wer sich nun ein wenig mit der amerikanischen Gesellschaft und deren Strukturen auseinandergesetzt hat weiß, dass solche Reden ein fester Bestandteil der hochschulischen Tradition sind und immer wieder prominente Redner eingeladen werden. Diese Rede richtet sich eben an die Absolventen und hat ist überraschender Weise nicht durchwachsen von Optimismus und welch schönes Leben auf die Zuhörer wartet. In diesem Buch, in seiner Rede, erzählt er vom banalen Alltag, von der Frustration in einer Routine festzustecken. Er zeigt die Auswüchse der Ichbezogenheit der Gesellschaft auf, und wie sie dem eigenen und dem Glück anderer Menschen im Weg steht, er geht auf das Angepasst sein ein und berichtet von der Erwachsenen-Einsamkeit. Er schreibt über die wahre Freiheit und die Wichtigkeit der Empathie, mit der es uns möglich ist, aus dem starren Korsett unseres Geisteszustandes auszubrechen. "Kern dieser Rede ist die ~Standardeinstellung~ zu überwinden", so Wallace in dieser Rede.

 

Hier liegt nun die zweisprachige Ausgabe des Kiepenheuer&Witsch Verlages vor mir und nachdem man dieses Kleinod gelesen hat, möchte man bei der Rede im Jahr 2005 dabei gewesen sein, es sollte der bedeutendste Moment in David Foster Wallaces Leben sein, 3 Jahre später beging der Schriftsteller Selbstmord. Für einige gilt diese Rede sogar als die berühmten letzten Worte des Autors, das Wallstreet Journal druckte es als Nachruf ab. Die in der USA anscheinend zum Klassiker und Pflichtlektüre erhobene Rede ist schlussendlich eine Anleitung für das Leben und sollte meiner Meinung nach nicht nur Universitäts- und Hochschulabsolventen, sondern von allen Menschen gelesen werden.