Rezension

Eine Art Soap Opera.

Dieses entsetzliche Glück - Annette Mingels

Dieses entsetzliche Glück
von Annette Mingels

Bewertet mit 2 Sternen

Hat mich entsetzlich gelangweilt. Deshalb nehme ich den dritten Stern auch noch weg.

In ihrem Roman „Dieses entsetzliche Glück“ komponiert Annette Mingels 15 Episoden kurzgeschichtengleich zu einem vermeintlich Ganzen. Anders als bei echten Kurzgeschichten fehlt den Episoden jedoch der besondere Kick, der herausstellende Charakter, das Zuspitzende auf eine Ausnahmesituation. Sie stellen Alltäglichkeiten dar. 

Alltag kann natürlich durchaus reizvoll sein. 

In den 15 Episoden stehen verschiedene Personen im Fokus, doch der Ort Hollyhock ist Bezugspunkt. Dennoch weiß man auch nach Ende des Romans nicht, wie Hollyhock funktionert. Hollyhock ist kein buntes Gemälde geworden. 

Die Autorin beweist mit der Erfindung von 15 Lebensläufen sicherlich Phantasie. Eine Maklerin verkauft Häuser, in denen ein anderer Protagonist lebt. Ein junger Schriftsteller schreibt über sie alle und stellt ein schwachmagnetisches Zentrum dar. Ein Ehepaar verabredet eine offene Beziehung und ein schwerkranker Jugendlicher beght mit seiner Großmutter zusammen Suizid. Eine junge Frau bekommt zu früh ein Kind, eine andere macht Karriere. Warum sollten diese Ereignisse interessieren? Warum sollten diese Personen interessieren? Das bloße Wissen um sie lockt keinen Hund hinter dem Ofen hervor. 

Die Stories, die durchaus mit Eleganz geschrieben sind, bleiben nämlich insofern blass, als die Autorin so viel Personal auf die Bühne bringt, dass sie niemandem gerecht werden kann. Weil sie ihren Figuren nicht nachgeht. Und mit keiner arbeitet. Sicherlich werden immer wieder neue Perspektiven angeboten und werfen ergänzende Schatten auf einzelne Protagonisten. Aber eben nur das: Schatten. 

Die Personen machen keine Entwicklung durch, bei der man dabei sein dürfte. Sie interagieren auch kaum, gleichwohl sie in verschiedenen Episoden immer wieder einmal auftauchen. Die Autorin erzählt von ihnen, aber sie werden nicht lebendig. Sie sind eben Leute, von denen berichtet wird. Sie kommen nicht nahe. Denn sie reflektieren nicht. Ihre äußeren und inneren Konflikte werden zwar ersichtlich, aber dann hört es auf. Was jetzt? Was macht derjenige damit? No idea. Die Autorin arbeitet mit Effekten, nicht mit Erkenntnissen. 

 So ist der Roman „Dieses entsetzliche Glück“ wie ein Ausschnitt aus der Tagespresse. Splitter von Leben. Aber kein Mehrwert an Erkenntnis. 

Fazit: Der Roman ist ein bisschen wie eine Soap Opera. Ein Roman, der mit Effekten arbeitet: nett, aber belanglos. 

 Kategorie: Unterhaltung
Verlag: Penguin, 2020