Rezension

Eine außergewöhnliche Geschichte mit wundervollen Illustrationen

Was macht die Fledermaus bei Tag? - Ramona Badescu

Was macht die Fledermaus bei Tag?
von Ramona Badescu

Bewertet mit 5 Sternen

Die Fledermaus ist neu im Wald und versucht sich zwischen all dem Neuen wie Ausblick, Nachbarn und Geräuschen zu orientieren. Vorsichtig wagt sie sich sogar, den Wald bei Tag zu entdecken. Diese Erfahrung eröffnet ihr eine völlig neue Welt voller Farbe und Licht.

Nach ihrem Umzug in den Wald wohnt die Fledermaus allein im Baum über dem Eichhörnchen. Für die Wohnung mit dem perfekten Ast musste sie lange sparen. Nun versuchte sie sich in ihrer neuen Umgebung einzugewöhnen. Bei einem ihrer Ausflüge beschoss sie den Tag kennenzulernen. Dabei half ihr das Eichhörnchen sehr gern. Natürlich sind die anderen Tiere sehr verwundert, denn sie haben noch nie eine Fledermaus bei Tag gesehen. Von dem Gerede der anderen lässt sich die Fledermaus jedoch nicht beirren. Begeistert von den vielen Schattierungen der Farben versucht sie diese für die Nacht einzufangen. Mit einer beeindruckenden Licht- und Farbperformance versetzt sie schließlich alle in Erstaunen. Sie eröffnet den Waldbewohnern eine völlig neue Perspektive auf die Farben in der jeder etwas anderes sieht und fühlt.

Jede Buchseite zeigt lebendige, ausdruckstarke, leichte Illustrationen von Amélie Jackowski. Doppelseitig vollflächige und eingestreute Einzelbilder wechseln einander ab und begleiten die außergewöhnliche Geschichte unterhaltsam. Besonders gelungen ist die Darstellung, als die Fledermaus zum ersten Mal in den sonnigen Tag schaut und vom Licht geblendet wird. Sie passt perfekt zu der im Text detailliert beschriebenen Situation. Ebenfalls beeindruckend ist die Performance in Verbindung mit den brillanten Farbbeschreibungen. Von einer anderen Seite betrachtet sind eben viele Dinge nicht ganz dieselben. Eine Erkenntnis, welche die Fledermaus mit ihren Freunden teilt.

Betrachtet man die Welt mit den Augen dieser kleinen Fledermaus, dann sieht man all die kleinen, wunderschönen Dinge, die im Alltag einfach untergehen. Bei genauem hinschauen können wir dankbar sein, die wundervollen Farben wirklich sehen zu können. Manchmal reicht ein kleiner Anstoß, um daran zu erinnern wie schön unsere Umwelt mit all ihren Farben ist.

Wir haben diese Geschichte in der Grundschule im Kunstunterricht vorgelesen und die Kinder sensibilisiert, ihre Umgebung genau zu beobachten, die Perspektive zu verändern, sich auf den Kopf zu stellen. Dann haben wir im abgedunkelten Zimmer Farb- und Lichtexperimente gemacht. Dabei sind ganz großartige Installationen entstanden.

Außerdem wurde die Geschichte als Gesprächsanlass genommen, um über das Auge, Sehen, Farben und Blindheit zu sprechen.

Ein wundervolles Werk, das die Augen öffnet für all die kleinen Dinge, die im Alltag einfach untergehen. Eine Geschichte über Offenheit und Freiheit, über Andersein und Querdenken, über Akzeptanz und Freundschaft.

Für Kinder ab fünf Jahre sehr zu empfehlen.