Rezension

Eine bedrohliche Erfindung soll vernichtet werden

Der treue Spion -

Der treue Spion
von Uta Seeburg

Bewertet mit 4.5 Sternen

Zum Cover:

Das Cover zeigt einen Mann mit Zylinder. Ein Vogelschwarm fliegt am Himmel. Im Hintergrund ist ein Pferdegespann abgebildet.

Cover-Gestaltung:

unaufgeregt schlicht, in verschiedenen Brauntönen

Thema und Geschichte:

Ein Mann trägt eine Erfindung mit sich. Vater und Sohn verhindern deren Veröffentlichung. Auf 400 Seiten verfolgen wir diesen historischen Kriminalfall.

1896 verschwindet ein Franzose, Herr Fouquet bei der Arbeit S. 155. Sofort beginnt die Suche nach ihm. Herr Gryzinski ist Polizist im königlichen bayerischen Gendarmerie-Korps. Wir erleben ihn häufig zuhause bei seiner Familie. Seine Ehefrau Sophie ist Literatin.
Sohnemann Fritzi noch ein Kleinkind. Grzynskis Vorgesetzter macht Druck, das Ehepaar Gryzinski reist nach Russland S.166. Dort wird ausgerechnet eine der Zielpersonen hingerichtet. Zurück in Bayern gibt es weitere Verdächtige.

Zeitsprung, Fritz befindet sich aktuell im Krieg in Verdun 1916. Er hat die Akten zum zum ungeklärten Fouquet/Hämmert Mordfall bereits intensiv mit Mutter und Vater studiert. Neben seiner Berufstätigkeit forscht er weiter nach Indizien.

Es dauerte etwas bis ich mich einfühlen konnte. Die Kapitel wechseln zwischen der Zeit des Vaters und der Zeit des Sohnes.

Schreibstil:

Irgendwie, besonders im ersten Drittel inszeniert langweilig, die eingestreuten Familiengeschichten lockern das Ganze aber sehr wohltuend auf. Wurde eine Falschmeldung untergemischt, um den Feind in Verdun zu verwirren, ohne daß eine telegrafische Ente direkt erkannt wird.

die Figuren gefallen sie, sind sie authentisch:

Fritz Grzynski im Einsatz als Meldegänger.
Sein Vater arbeitete bei der Kripo. Zur Arbeit ging's mit privater Pferdekutsche. Die Liebe der Familie zum Freistaat ist deutlich spürbar.
Die Topfrunde als Vater-Sohn Ritual. Was brutzelt fröhlich.
Die Hausperle Frau Brunner brilliert mit ihren leckeren Rezepten. Man riecht förmlich beim Lesen den Bratenduft samt Bratapfel-Nachtisch. Der schneidige Kutscher der Familie gibt ordentlich Gas. Auf S.151 folgt Poesie über französisches Gebäck, auf S. 395 die Ode auf bayerische Bratensemmeln. Im Kontext sind alle Personen glaubhaft und zeitgemäß.
Wir lernen die Hausfreunde und den Literatursalon der Ehefrau kennen. Marcel Proust und Emile Zola und Kandinsky.

deshalb ist das Buch interessant für mich:

Natürlich will der geschätzte Leser wissen, wer die Täter sind. Die Aufklärung zog sich hin. Gryzinski behielt am Ende recht. Beinahe schlägt der Mörder in der nächsten Generation erneut zu. Sind die Diebe auch Mörder. Ein Landsmann verschont einen Landsmann. Das Ehepaar Baranoff mischt mit. Eine geplante Vermählung platzt.

die Autorin an sich, andere Werke:

Der falsche Preuße (2022)

Das wahre Motiv (2020)

Meinung und Kritik:

Der Krieg, ein brisantes Thema. So richtig Klarheit kommt dennoch nicht auf, es geht um versteckte Pläne. Die darin beschriebene Konstruktion materialisiert sich nicht.

Empfehlung für andere Leser*innen:

Wem dieser Roman sehr gut gefallen hat, kann sich über weitere bereits erschienene Fälle des Kommissars Gryzinski freuen.

kleines Fazit:

Überhaupt nicht schlecht, also eigentlich grandios, nur eben kein reißerischer Thriller zum Glück.
Ein mysteriöses Fahrrad spielt am Ende noch die Hauptrolle.