Rezension

Eine Bereicherung der Fantasie

Serafin. Das Kalte Feuer - Kai Meyer

Serafin. Das Kalte Feuer
von Kai Meyer

Allgemein

Wie meine Rezension wohl in einer anderen manifestierten Version Kölns aussehen würde? Bestimmt genauso positiv, wenn es sie geben würde!
Die Merle-Trilogie war definitiv einer meiner Highlights als junges Mädchen und obwohl ich mich an kaum noch was erinnern kann, so fühlte ich direkt die Magie, als ich das Buch nur aufschlug. Zu wissen, dass dieses geniale Universum noch eine weitere Geschichte erleben durfte…
Kaum hatte ich die ersten Zeilen gelesen, war ich auch kaum noch davon loszubekommen. Jedenfalls zu Anfang. Es gab immer mal Hinweise auf die alten Bücher, sodass ich nicht auf der Strecke verloren ging. Sofort gab es spannende und vor allem fantastische Szenen! Meine Vorstellung konnte sich kaum erholen, so viel hatte es zu arbeiten. In meinen Träumen könnte ich mir solche Szenen nicht ausmalen. Unterwasserwelten mit einzigartigen Meerjungfrauen, in Gläsern gefangene Charaktere, Kämpfe auf Dachbalken, Welten aus Staub.
Es kam der Punkt an dem ich mir felsenfest sicher war: Dies ist eine neue Trilogie! Muss es einfach! Es gibt so viele neue Gedanken, die der Autor gesponnen hat, dass sie für mich unmöglich in einem Buch lösbar schienen. Und so war es auch. Sehr viel mehr, als ich erwartet hätte, wurde gelöst… Und auf was für Arten! Ich war begeistert, gefesselt und hänge auch jetzt noch in meiner Nostalgie fest. Aber viele Fragen blieben auch noch offen. So viele Geschichten, die durch dieses Buch ein Grundgerüst bekommen haben, aber noch kein ganzes Haus sind. Das dämmte die Euphorie des Endes ein wenig.
Einige, die dieses Buch zur Hand nehmen werden Serafin kennen – andere nicht. Deshalb sei nur gesagt: In einem anderen Venedig kannte Merle ihn. Umso ernüchternder und zeitgleich bestätigend war für mich das Wiedersehen der Beiden. Denn einerseits ist Serafin in diesem Venedig ein wunderbarer Kerl, den man sofort ins Herz schließt, andererseits ist er nunmal nicht der Eine, weshalb Merle auf Abstand geht. Ein Punkt, der mir selten so extrem auffiel, wie in diesem Buch: Nichts ist sinnfrei! Als ob man sowas überhaupt erwähnen müsste… Sollte man meinen. Doch viel zu oft erlebte ich Handlungen ohne Sinn. Opfer, die umsonst waren, herbeigezogene Szenen, die auf völlig irrationalen Entscheidungen beruhten. Hier stimmte für mich alles. Die Charaktere dachten nach, machten aber auch Fehler, die man in ihrem Alter eben so macht. Sie stürzten sich nur in Kämpfe und Abenteuer, wenn es notwendig war und nicht, um einfach kurz Action in das Buch zu bringen. Großes Lob!

Charaktere

Hach, war es schön die gute Merle wieder zu treffen. Die Verbundenheit zu ihr war sofort wieder da. Auch Junipa wollte ich am liebsten sofort in die Arme schließen.
Nebst den beiden gab es aber auch einige neue Charaktere, allesamt so individuell, wie es nur geht.
Gefreut haben mich die Referenzen, die immer wieder zu dem Venedig Merles fielen. Welche Ähnlichkeiten die Charaktere aus dieser Stadt mit der anderen haben. Wie die Meerjungfrauen dort handelten, obwohl es in einem anderen Venedig ganz anders wäre. Jede Manifestation ist ein neuer Ort zum entdecken. Ein neues Abenteuer und diese Botschaft wurde durch die Charaktere transportiert.
Einzig und allein die Mutter von Serafin stellte mich vor ein Rätsel. Sie war wichtig im Buch. Jederzeit dreht sich bei Serafin alles um sie und was er tat, das tat er für sie. Ich konnte nicht anders, als erwarten, dass sie wichtig ist. Erwas Besonderes. Für die Geschichte wichtig. Doch das blieb in der Luft hängen.

Schreibstil & Sichtweise

Wow! Was anderes fällt mir für den Schreibstil gar nicht ein. Selten bin ich so durch ein Buch geflogen. Die Magie der Welt wurde durch ihre Worte an mich übertragen. Lebhaft erweckte sie in mir Fantasien. Ich war nur nicht auf dem Blatt völlig dabei, sondern auch in meinem Kopf. Meine Bewunderung an den Autoren.
Geschrieben wurde das Buch aus der dritten Person, abwechselnd aus der Sicht von Merle und Serafin.

Cover & Titel

Mit feinen Details gespickt, ist das Cover eine Augenweide. Merle, Serafin und die launische Katze Cagliostra sind unterwegs auf den Dächern Venedigs, welches im Hintergrund von der Sonne angeleuchtet wird. Merle in dessen Schein. Alleine die Farben spiegeln den Inhalt gut wieder, doch auch die Farben machen diesem alle Ehre. In sanften Orangetönen bekam ich das Gefühl, eines abgeschwächten Feuers. Einem kalten Feuer, wie der Untertitel es bezeichnet.
Hauptsächlich geht in diesem Buch die Suche nach Merles Vater weiter. Doch Serafin hat besondere Fähigkeiten. Manchmal scheint er unterzugehen in dem ganzen Abenteuer, doch im wesentlichen Ganzen, betritt er die Bühne, als es am Notwendigsten war. Somit wird der Titel seinem Inhalt schon gerecht. Der Untertitel ist verbunden, mit seinen Fähigkeiten, die durch das Cover angedeutet werden.

Zitat

„Wahnsinn ist die gnädigste Variante, weil du selbst ihn nicht wahrnimmst.“
– Seite 284

Fazit

Eine Bereicherung für die Fantasie und eine Geschichte, die einer Karussellfahrt gleicht. Ohne Probleme konnte ich wieder in Merles Welt eintauchen und viel zu schnell musste ich sie wieder verlassen.