Rezension

Eine besondere und berührende Geschichte

Das nachtblaue Kleid - Karen Foxlee

Das nachtblaue Kleid
von Karen Foxlee

Bewertet mit 4 Sternen

~~Als die 15jährige und sehr einsame Rose zusammen mit ihrem rastlosen Vater an der australischen Küste auf einem weiteren Campingplatz strandet und schon wieder eine neue Schule besuchen muss, freundet sie sich mit der extrovertierten Pearl Kelly an. Beinahe gegen ihren Willen gliedert sich Rose tatsächlich ein wenig ein und findet Freunde. Sie will sogar beim Fest der Zuckerrohrernte mitmachen, zu dem alle Mädchen gehen und wunderschöne Kleider tragen. Da sie selbst sich aber keines leisten kann, gerät sie an die alte Dorfhexe Edie Baker, die früher einmal eine sehr begabte Schneiderin war und näht tatsächlich zusammen mit ihr das Kleid ihrer Träume…

“Das nachtblaue Kleid” war total anders, als ich es mir vorgestellt und auch erwartet habe. Anhand der Beschreibung hatte ich viel mehr Action und Spannung erwartet. Mehr Leichtigkeit und Oberflächlichkeit. All das brachte dieses Buch allerdings nicht. Im Gegenteil, es war eher tiefgründig und sehr ruhig. Dabei aber keineswegs langweilig.

Rose ist die Hauptfigur in der Geschichte. Sie ist ein recht verschlossener, verbitterter und verbissener Teenager, was sie nicht besonders sympathisch macht, was man ihr allerdings auch nicht übel nehmen kann, je mehr man ihre Lebensumstände und ihre Vergangenheit kennen lernt. Mit Pearl scheint sie zum ersten Mal eine Freundin zu finden und auch wenn sie es zunächst selbst nicht wahr haben will, tut es ihr gut endlich jemanden zu haben und sich ab und an auch einfach mal den belanglosen Dingen des Lebens zu widmen. Rose taut in Pearls Gegenwart nach und nach auf.
Pearl ist das komplette Gegenteil von Rose. Sie ist sehr offenherzig, lacht viel und sagt was sie denkt. Sie widmet sich gerne den angenehmen Dingen des Lebens. Pearl war mir trotz ihrer generellen Oberflächlichkeit recht sympathisch, denn gerade als Teenager sollte man sein Leben ruhig leben dürfen.
Erwähnenswert ist sicherlich noch die verschrobene Edie Baker. Ihre Figur ist hier sehr gut gelungen, wie ich finde. Ihre Geschichte, die sie innerhalb der Geschichte erzählt, hat mich einfach mitreißen und berühren können. Aus dieser konnte man sich so richtig vorstellen und auch nachvollziehen, wie Edie zu dem Menschen geworden ist, den Rose in der Geschichte begegnet.
Generell hat die Autorin hier wirklich eindrucksvolle Figuren erschaffen, ohne sich zu vieler Klischees zu bedienen. Das hat wirklich Spaß gemacht.

Die Geschichte selbst spielt im Jahre 1986 in Australien. Diese fremdländische Stimmung wurde in der Erzählung auch gut eingefangen, spielt aber ansonsten keine außergewöhnlich große Rolle. Erzählt wird in zwei Zeitebenen. Zu Beginn eines jeden Kapitels gibt es nämlich eine kurze kursiv geschriebene Handlung, die das Ende des Buches bereits vorweg nimmt, allerdings natürlich nicht um zu viel zu verraten. Es werden immer nur so viele Informationen preis gegeben, dass man dringend weiter lesen muss, weil man unbedingt wissen will, was tatsächlich geschehen ist, bzw. noch geschehen wird. Der Rest des Kapitels erzählt die Geschichte von Anfang an.
Jedes der zahlreichen Kapitel beginnt übrigens mit einem “Stich”. Ich wusste nicht, dass es so viele verschiedene Sticharten überhaupt gibt. Das fand ich sehr nett als Verknüpfung mit dem Inhalt.

Karen Foxlee bedient sich hier einer sehr angenehmen und fast schon poetischen Sprache. Gerade Edies Erzählungen aus ihrer Vergangenheit luden einfach zum träumen und verweilen ein. Dabei ließ sich das Buch sehr flüssig lesen. Trotzdem ließ es mich oftmals ein wenig nachdenklich inne halten. Dies ist wohl wirklich der angenehmen Sprache und dem doch sehr berührenden Leben der Protagonisten zu verdanken.

Mein einziger Kritikpunkt gilt dem Ende. So schön wie das Buch auch war und so sehr ich hier auch dafür bin, dass die Geschichte so einzigartig ist, dass sie fast schon ausreicht um das Buch zu etwas rundum besonderem werden zu lassen, so sehr hat mich aber auch das unbefriedigende Ende gestört. Das passte einfach irgendwie nicht in den Rahmen. Ohne zu viel verraten zu wollen, aber hier hätte ich mir entweder noch viel weniger gewünscht um alles komplett offen und der Fantasie des Lesers zu überlassen oder – und das wäre meine Wahl – wirkliche Aufklärung, was passiert ist. So bin ich mit diesem Ende leider einfach nur unzufrieden und ziehe dafür auch tatsächlich einen Stern ab, obwohl es mir ansonsten sehr gut gefallen hat.

Fazit

Insgesamt war “Das nachtblaue Kleid” einfach ganz anders, als ich es anhand der Kurzbeschreibung erwartet hatte. Es war aber etwas besonderes und hatte eindrucksvolle Figuren und das gewisse Etwas. Ein Buch mit einer wundervollen Sprache, einer einzigartigen Geschichte und bis auf das Ende einfach nur schön!