Rezension

eine bewegende Familiengeschichte

Das Haus am Alsterufer - Micaela Jary

Das Haus am Alsterufer
von Micaela Jary

Bewertet mit 5 Sternen

Meine Meinung:

Von den deutschen Großstädten ist mir Hamburg die liebste und deshalb war ich sehr daran interessiert, dieses Buch zu lesen. Vor vielen Jahren habe ich mich in dieser Stadt öfter aufgehalten und mir kamen die meisten Plätze, an denen die Handlungen spielten, bekannt vor. Durch den alten Elbtunnel bin ich natürlich auch schon gegangen und fand es ganz toll, nun alles noch genauer vor Augen zu haben.

 

Micaela Jary erzählt in diesem Buch die Geschichte der Reederfamilie Dornhain. Victor Dornhain ist verwitwet und lebt mit seiner Mutter und seinen drei Töchtern in einem wunderschönen Haus am Alsterufer. Natürlich stand der Familie ausreichend Personal zur Verfügung, das dafür sorgte, ihnen das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten. In dem Haus hätte ich wohl auch gerne gewohnt. Aber die Zwänge sich immer standesgemäß zu verhalten wären nicht mein Fall gewesen. Allerdings haben die beiden Töchter Elli und Nele für sich die richtigen Wege und Rückzugsmöglichkeiten gefunden. Einzig Livi fand das Leben, das sie führen durfte, toll. Leider entwickelte sie sich in meinen Augen zu einem verwöhnten, oberflächlichen und sehr dummen Mädchen. Teilweise tragen die Großmutter und der Vater die Schuld, sie hätten sie mehr fordern müssen. Aber Livi hatte auch kein Interesse etwas mehr von der Welt zu wissen, sie fand es wichtiger Einkaufsbummel zu machen und in den Tag hinein zu leben. Auch als die Welt durch den Krieg in Scherben lag, hatte sie immer noch nicht den Ernst erfasst. Man merkt, Livi konnte ich so gar nicht leiden und hätte ihr gerne mehr als ein paar ernste Worte gesagt.

Trotzdem fand ich das Buch und die Geschichte der Familie sehr fesselnd. Mit dem Verhalten von Livi waren halt die Schicksale anderer Familienmitglieder verknüpft.

 

Aber es drehte sich zum Glück nicht alles um Livi. Wie es dem Personal erging, welche Gedanken sie sich machten und wie sie mit allem klar kamen, war ebenso so interessant zu erfahren. In meinen Augen ist Elli etwas zu kurz gekommen in der Schilderung. Aber ich gehe mal davon aus, dass es ja noch weitere Bücher geben wird und ich als Leserin dann viel mehr von ihr erfahren kann.

Nele, die nicht nur unglücklich verliebt, sondern auch schwer erkrankt ist, habe ich sehr bewundert. Sie hat schwere Zeiten bestens gemeistert und sich dem Schicksal gestellt.

 

Die Autorin hat viele Personen in die Geschichte eingebunden und ihnen gleichzeitig interessante Charaktere zugeordnet. Sei es neugieriges oder loyales Personal. Sei es die Großmutter, die sehr darauf achtet, dass man dem Stand entsprechend lebt und auf Rituale besteht, selbst als es im Krieg immer schwerer wird sie einzuhalten. Oder die Künstler mit denen Nele in München Umgang hat und die so genannten Freundinnen, die Elli in Hamburg kennt und mit denen sie viel gutes für die Frauen durchsetzen will.

 

Man merkt auch, dass Micaela Jary alle Orte kannte, wo ihre Protagonisten lebten. Das Buchcover  hat mir natürlich sehr gut gefallen, passt es doch genau zum Inhalt des Buches.

 

In der letzten Zeit erschienen immer mehr Bücher, die um die Zeit des ersten Weltkrieges spielten. Das finde ich besonders interessant, denn ich hatte bisher das Gefühl, dass genau diese Zeit etwas vernachlässigt wurde. Die meisten historischen Büchern waren im Mittelalter angesiedelt, über das die interessierten Leser manchmal besser informiert waren, als über  Geschehnisse der jüngeren Vergangenheit.  Deshalb fand ich es auch ganz toll, dass dieses Buch 1911 begann.

 

Fazit:

Ich hoffe, dass dieses Buch der Auftakt der Familiensaga ist und wir noch mehr über die Familie erfahren werden. Auf jeden  Fall kann ich dieses Buch empfehlen, die Geschichte einer Familie mit historischem Hintergrund.