Rezension

Eine bewegende Geschichte

Eine Handvoll Lila - Ashley Herring Blake

Eine Handvoll Lila
von Ashley Herring Blake

 Inhalt:
Wieder einmal muss Grace umziehen. Dieses Mal heißt der neue Liebhaber ihrer Mutter Pete und wohnt in dem Bungalow, direkt neben Cate Katies einzigem Leuchtturm. Grace liebt diesen Leuchtturm, doch sie sehnt sich auch nach einer festen Struktur. Wie kaum jemand in ihrem Alter sind ihr die Gefahren des Lebens, geprägt von Unsicherheit und Existenzangst, omnipräsent. Je hastiger das Leben, desto stärker das Bedürfnis nach Ruhe. Und je spürbarer die Unsicherheit, desto heftiger die bewusste oder unbewusste Sehnsucht nach Schutz.
Immer wieder geschieht jedoch etwas Unerwartetes und fast immer hat es mit Maggie, Graces Mutter zu tun, die in einer Kneipe dem Alkohol verfällt oder wieder etwas völlig Unüberlegtes tut, was die kleine Familie in Schwierigkeiten bringt.
Als Grace Eva kennenlernt, die vor kurzem ihre Mutter verloren hat, verändert sich einiges für Grace. Die Mädchen kommen sich näher und sind füreinander da. Doch wieder einmal ist es Maggie, die dafür sorgt, dass Graces Zukunft ins Wanken gerät.

Wichtigste Charaktere:
Grace muss stets für ihrer Mutter sorgen und aufpassen, dass diese nicht wieder etwas Unüberlegtes tut, was die „kleine Familie“ in Schwierigkeiten bringt.
Luca ist Graces bester Freund. Mit seiner aufheiternden und unbeschwerten Art, ist er Grace eine große Stütze.
Emmy ist Lucas Mutter. Sie und Maggie waren mal sehr gute Freundinnen.
Maggie ist Graces Mutter. Oft merkt sie gar nicht, welchen Schaden sie anderen Menschen mit ihren Worten und Handlungen zufügt. So vergisst sie den Geburtstag der eigenen Tochter oder klaut Geld von denen, die sie liebt, um jemand anderen etwas Gutes damit zu tun.
Evas Mutter ist erst vor Kurzem verstorben. Der Verlust sitzt noch immer sehr tief.
Pete ist Maggies aktueller Freund.
Jay ist Petes Sohn und Graces Exfreund. Nach der Trennung hat er prekäre Details der Beziehung auf Tumbl geteilt.

Schreibstil:
Als ich mit dem Lesen von „Eine Handvoll Lila“ begonnen habe, ging ich fest davon aus, eine Geschichte zu lesen, die sich mit einer gleichgeschlechtlichen Liebe auseinandersetzt. Ich erwartete die Konflikte, die sich aus den Reaktionen des Umfelds ergeben würden und die sich der Protagonistin stellen, die sich selbst erst einmal eingestehen muss, dass sie sich in die Freundin ihres besten Freundes zu verlieben droht. Die hieraus resultierenden Konflikte bleiben jedoch eher im Hintergrund.
Den Leser erwartet aber dennoch eine sehr zarte und sich langsam entwickelnden Liebesgeschichte der besonderen Art. Eva ist ein wenig verrückt. Sie liebt Erdnussbutter und Ausmalbücher und sie liebt das Ballett und ja, irgendwann liebt sie auch Grace. Grace hingegen hat bislang nur männliche Freunde gehabt. Über ihre Gefühle zum weiblichen Geschlecht ist sie sich aber durchaus bewusst. Die erste große Liebe entwickelt sich langsam und sehr nachvollziehbar.
Der wahre Kern der Geschichte ist aber ein anderer. Maggie, Grace Mutter, leidet, seit Grace sich erinnern kann, an einer psychischen Erkrankung, die sich beide allerdings nicht einzugestehen trauen. Die Tochter ist es, die sich um die Mutter kümmern muss und die dafür sorgt, dass Geld für Nahrung und Lebensunterhalt vorhanden ist. Nicht selten muss Grace Maggie in Kneipen begleiten oder zusehen, wie sie sich mit Herz und Seele in einen neuen Partner verliebt. Diese Eskapaden enden aber meist in einem Desaster. Grace ist es, die einen Ausweg finden muss oder die wieder einmal ihre Koffer packen soll, um in die nächste Stadt zu ziehen, wo gewiss alles besser wird.
Nicht selten hatte ich Mitleid für Grace. Denn Grace hat Ziele und Wünsche, die immer wieder an den Taten und Worten ihrer Mutter zu scheitern drohen. Halt findet das Mädchen nicht selten bei ihrem besten Freund Luca und dessen Mutter Emmy.
Eine Handvoll Lila hat bei mir oft für Unverständnis und Wut gesorgt.
Einen der größten Kritikpunkte sah ich im Verhalten von Graces engsten Bezugspersonen, die stets das Wohlbefinden von Eva im Blick hatten. Dabei wäre es doch eigentlich Grace gewesen, um die man sich hätte kümmern müssen.
Nicht nur, dass die eigene Mutter dazu neigte, den Problemen von anderen Menschen ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken, sich mit Leib und Seele für diese Fremden aufzuopfern und dabei sich selbst und vor allem auch Grace zu vernachlässigen und aufs Übelste zu verletzen, auch Luca und Emmy verlangten so viel von Grace. So sollte das Mädchen Evas Befindlichkeiten über die ihrer Mutter stellen. Sie sollte sich in die Beziehung der zwei Menschen einmischen, die ihr am meisten bedeuteten. Wie man so etwas von Grace verlangen kann, war für mich unverständlich.
Für mich stellte Grace einen unglaublich starken Charakter dar. Ich habe sie bewundert für ihre Loyalität und für den Umgang mit ihrer Mutter, aber auch für das Verständnis gegenüber den Forderungen ihres besten Freundes und dessen Mutter.

Fazit:
"Eine Handvoll Lila" beschäftigt sich mit den Themen gleichgeschlechtliche Liebe und einer sehr schwierigen Mutter-Tochter-Beziehung. Der Leser verfolgt die Geschichte eines Mädchens, das früh lernen muss, dass das Leben sehr unbeständig ist. Träume und Wünsche drohen stets zu zerbrechen. Umso bewundernswerter ist die mentale Stärke der Protagonistin.
Eine Geschichte, die emotional bewegt, die das Thema psychische Störung ausführlich behandelt und zugleich eine sehr zarte und schöne Liebesgeschichte in den Vordergrund stellt.

Buchzitate:
Manchmal reden wir um sie herum, machen Andeutungen über diese beiden Frauen – eine tot, eine lebendig, beide verloren -, aber wir kommen nie richtig auf den Punkt. Wir sind zwei mutterlose Mädchen unter dem schwarzen Nachthimmel.