Rezension

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Eine bewegende Kindheitsgeschichte

Die Göttin der Küsse
von Ippolita Avalli

Bewertet mit 4 Sternen

Dieses Buch stand schon lange in meinem Regal, ich hatte es vor vielen Jahren geschenkt bekommen und habe es jetzt endlich gelesen.

Die Geschichte spielt in den sechziger Jahren in einem italienischen Dorf. Giovanna Sironi, am Anfang der Geschichte noch ein kleines Mädchen, erzählt aus ihrem Leben. In kleinen Szenen erfährt man etwas über ihren besten Freund Omero, über ihre Mutter, die vermutet, dass ihr Mann sie nicht mehr liebt. Und auf den ersten Seiten wird auch schon Dea erwähnt, die Göttin der Küsse, die im Laufe des Buches immer wieder auftaucht. Dea ist die Mutter eines anderen Mädchens aus dem Dorf und scheint für Giovanna von Anfang an interessant, da sie aus der großen Stadt kommt, alleinerziehen ist und immer Lippenstift trägt. In kindlicher, aber schöner, bildhafter Sprache, begleitet man Giovanna wie sie mit ihrer Mutter bei Mondschein Wäsche aufhängt und man erfährt allmählich, dass die Mutter sehr krank ist. Die Mutter wird zu einem Spezialarzt gebracht und als sie zurückkommt, ist alles anders. Giovanna muss aufpassen, dass sie ihre Mutter nicht zerbricht und schließlich, als die Mutter stirbt, geht es für Giovanna steil bergab. Sie erlebt in ihrer Kindheit so viele schlimme Dinge, die mir sehr nahe gingen. Man fiebert mit Giovanna von Anfang an mit und möchte sie in den Arm nehmen. Nach dem Tod ihrer Mutter heiratet ihr Vater schließlich neu, Maria aus der Nachbarschaft. Von Anfang an versucht Giovanna Maria zu gefallen, aber es will nie ganz klappen. Marias Eltern, Maria und schließlich auch Giovannas Vater verachten Giovanna immer mehr und verletzen sie, wo sie nur können. Jetzt hat sie nur noch Omero, ihren besten Freund und Graffiato, ihren Hund. Ein wenig Trost findet sie auch beim Dorfpriester Don Bruno und ihren Lehrern in der Schule, da sie eine sehr gute Schülerin ist und Bücher liebt.

Die Geschichte wird immer tragischer, trotzdem schafft es Giovanna irgendwann sich zu behaupten und stark zu bleiben. Sie flüchtet sich in ihre Fantasiewelten und die der klassischen Bücher, die ihr Lehrer ihr gibt und schriebt schließlich selbst Gedichte. Im Laufe des Buches wird Giovanna älter und auch die Sprache ändert sich, was ich wirklich gelungen fand.

Eigentlich mag ich keine traurigen Geschichten, konnte das Buch aber trotzdem nicht weglegen und es hat mich bis zur letzten Seite gefesselt, weil ich unbedingt wollte, dass Giovanna am Ende doch noch glücklich werden kann.

Die Geschichte ist in der Ich-Perspektive aus Giovannas Sicht geschrieben, so, als würde sie die Geschichte ihrem Vater erzählen. Mir hat die Sprache sehr gut gefallen, es gab viele sehr schöne Stellen, auch viele gelungene Bilder. Besonders gefallen hat mir auch, dass sich der Ton des Romans ändert, so wird er später gemeinsam mit Giovanna aufmüpfiger und verliert ein wenig das Naive.

Wenn man bewegende Kindheitsgeschichten mag, lohnt es sich sicher, hier einmal reinzulesen.