Rezension

Eine (blaumetallic-schillernde) Slapstick-Komödie par excellence in den schottischen Highlands ;)

Der Pfau - Isabel Bogdan

Der Pfau
von Isabel Bogdan

Bewertet mit 4 Sternen

"Der Pfau" von Isabel Bogdan erschien bei "Kiepenheuer & Witsch" (2016) und kommt in einem schillernden Gewand daher, das absolut gut  zum Inhalt des Romans passt:

"Einer der Pfauen war verrückt geworden. Dadurch bringt er das Teambuilding-Wochenende einer Bankergruppe in den Schottischen Highlands gehörig durcheinander. Eine subtile Komödie in bester britischer Manier". (Quelle: Buchrücken)

Lady Fiona McIntosh und Lord Hamish McIntosh sind stolze Besitzer eines alten Herrenhauses mit zahlreichen angegliederten Cottages in einem Tal der schottischen Highlands gelegen: Da das Haus Unsummen verschlingt, um renoviert und instand gehalten zu werden, vermieten die beiden die Cottages an zahlungswillige und erholungs- und natursuchende Großstädter, was wiederum den Umstand nach sich zieht, dass "es ihnen auf dem Lande alles andere als langweilig wird", da sie immer wieder Gäste haben. Unterstützt wird das adlige Paar von dem "Mann fürs Grobe", Ryszard - und Aileen, die "den Laden insgesamt am Laufen hält"....
Nun hat sich mitten im November eine Gruppe Investmentbanker einer Londoner Privatbank zwecks Teambuildung-Seminars angekündigt, deren Chefin einen blaumetallic-farbenen Wagen fährt. Zum großen Unbehagen von Lord Hamish, da einer der Pfauen "verrückt geworden", hormonverwirrt oder was auch immer war: Er ging auf alles los, was schillernd blau war...  Der Hund der Chefin wiederum reist mit einem Hund an, der ausgebildeter Jagdhund ist, da die Chefin der Banker passionierte Jägerin ist und an Jagdausflügen teilnimmt....So nimmt eine skurrile Geschichte ihren humorvollen Verlauf, bei dem der Leser immer eine Nasenlänge den Protagonisten voraus ist, da diese vieles wissen - aber lieber nichts sagen....
Stilistisch hat mich dieser witzige Roman der preisgekrönten Übersetzerin Isabel Bogdan an die Filme von Monthy Python oder Woody Allen erinnert; ein pointierter Slapstick bringt die Dinge auf den Punkt und lässt den Leser schmunzeln. Einer der Pfauen überlebt das Wochenende der Investmentbanker nicht und die Autorin versteht es auf trocken humoristische, britische Art, immer wieder Gedanken und Gefühle der Protagonisten zum besten zu geben, die diese lieber nicht zugeben, geschweige denn äußern - so dass die Lösung des Falles sich dem Leser zwar erschließt, den handelnden Personen jedoch verborgen bleibt: Einzig die Köchin Helen, die für's Wochenende gebucht wurde, reimt sich so einiges zusammen und findet, es gebe Handlungsbedarf... Aus dem Wochenende wird ein verlängertes Wochenende, da heftiger Schneefall auftritt, der eine Abreise der Investmentbanker unmöglich, gruppendynamische Prozesse hingegen sehr möglich machen.... 
Der Leser möge sich selbst ein Urteil bilden, wem das letztlich erfolgreiche Teambuildings-Seminar zu verdanken ist; zum Schluss gibt es noch ein "Résumée der schlechten Gewissen", das ich einfach göttlich fand - und eine unerwartete Begegnung in Helens Küche in London. Die Besucherin wird vermutlich die wahre Geschichte um das schnöde Ende des Pfaus wiederum nach Schottland zurücktragen und über diesen Pfau (und was aus ihm geworden ist) wird noch zu sprechen sein: Womöglich wird er unwiderruflich mit der Geschichte von Lord und Lady McIntosh verbunden werden....

Fazit:

Eine köstliche Story voll trockenem-britischen Humors, die ein rundes Ende findet und den Leser dauerschmunzeln lässt: Schreibstil und Handlung haben mir sehr gut gefallen; eine tolle Romanidee, die sehr authentisch wirkt - und unterschwellig so manche menschliche Schwäche "auftischt" ;) Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung, besonders für humorvolle Leser und Fans von John Cleese oder Woody Allen - und 4 Sterne am Lesefirmament.