Rezension

Eine düstere Novelle im Schottland des 19. Jahrhunderts

Der Leichenkönig - Tim Curran

Der Leichenkönig
von Tim Curran

Bewertet mit 4 Sternen

"Vor dem Anatomy Act von 1832 waren die einzigen Leichen, die im Vereinigten Königreich für die Sektion zur Verfügung standen, die zum Tode verurteilter Krimineller. Und auch wenn das Verbrechen wucherte und Hinrichtungen gang und gäbe waren, gab es kaum genug Leichen für chirurgische Demonstrationen an den medizinischen Fakultäten. So entstand, praktisch über Nacht, ein illegaler - aber sehr lukrativer - Markt für Leichen."
(S. 5)

Die Armut greift in den Straßen des Arbeiterviertels im Edinburgh des 19. Jahrhunderts um sich. Viele der jungen Mädchen prostituieren sich, die jungen Männer geraten oftmals in kriminelle Machenschaften um ihr täglich Brot zu verdienen. So geht es auch Clow und seinem Freund Mickey Kierney. Die beiden sind als Leichenräuber dick im Geschäft. Keine ungefährliche Arbeit - vor allen Dingen da seit einiger Zeit unheimliche Geschichten über etwas auf den nördlichen Grabfeldern im Umlauf sind...

Tim Curran erzählt in seiner Novelle "Der Leichenkönig" eine atmosphärische und schaurige Geschichte.
Sein Schreibstil ist dicht und sehr detailliert. Mit Hilfe von Tim Currans Worten kann man sich diese unwirtliche und verkommene Gegend vor Augen führen. Dunkel, düster und bedrückend wirkt die Novelle auf mich - ebenso wie das Cover.

Unsere Hauptprotagonisten, Clow und Mickey, gehen weiter ihrer Arbeit nach. Immer auf der Hut vor den Wachen, die verstärkt auf den Friedhöfen und Grabfeldern eingesetzt werden. Einfach haben sie es wirklich nicht, müssen sie auch noch Clows ständig besoffene Mutter aushalten.
Als sich nun immer häufiger Geschichten über dieses grauenvolle Ding erzählt werden, das auf den nördlichen Grabfeldern haust, wollen sich die beiden das einmal genauer anschauen. Guter Dinge gehen sie los um sich bestätigen zu könne, dass es sich nur um Aberglaube und Hirngespinste handelt. Aber was sie dann sehen können sie nicht glauben: tiefe Tunnel, die sich durch die Friedhofserde ziehen, umgestürzte Grabsteine und angenagte Menschenknochen....

Mehr will ich nicht verraten - am besten holt ihr euch dieses Buch und lest es in einer dunklen, düsteren Nacht. Freunde von Poe werden bestimmt auch an dieser Geschichte ihre Freude haben.