Rezension

Eine dunkle Epoche der deutschen Vergangenheit

Die verbotene Zeit - Claire Winter

Die verbotene Zeit
von Claire Winter

Romane, die in denen ein lange zurückliegendes Ereignis Auswirkungen bis in die Gegenwart hat und den Umgang der einzelnen Familienmitglieder miteinander beeinflusst, gibt es zuhauf. Meist resultieren diese Geheimnisse aus Liebesbeziehungen und verbotenen Verbindungen. Und offenbar scheint es in England ganz besonders viel Verbotenes zu geben, da in der Mehrzahl dieser Geschichten das Vereinigte Königreich von den Autorinnen als Handlungsort gewählt wird. Nicht so in Claire Winters neuem Roman „Die verbotene Zeit“. Zwar geht es auch hier nicht ganz ohne – ein bisschen England, in diesem Fall Cornwall, muss immer sein – aber der Schwerpunkt liegt auf den Geschehnissen im Berlin der Vorkriegszeit.

Wir schreiben Mitte der siebziger Jahre. Nach einem schweren Autounfall leidet Carla an partieller Amnesie, ihr fehlt die Erinnerung an kurzzeitig zurückliegende Ereignisse. Und das Verhalten ihrer unmittelbaren Umgebung ist auch nicht dazu angetan, sie zu beruhigen. Sowohl ihr Ehemann als auch ihr Vater bestehen darauf, dass alles in bester Ordnung ist. Doch das nagende Gefühl der Unsicherheit bleibt, und Carla beginnt, Nachforschungen anzustellen. Ein Journalist gibt ihr den ersten Hinweis, denn offenbar hat sie nach ihrer Schwester gesucht, die vor sechzehn Jahren spurlos in Cornwall verschwand. Ihre Mutter kann ihr kaum dazu Auskunft geben, ist sie mittlerweile doch in den Klauen der Demenz gefangen. Aber Clara gibt nicht auf und vergräbt sich in der Geschichte ihrer Familie. Und so findet sie heraus, dass die Freundschaft ihrer Mutter Dora mit der reichen Fabrikantentochter Edith der Schlüssel zu einem Geheimnis ist, das auch ihr Leben tangiert.

Einerseits die nähere Vergangenheit, andererseits Berlin vor dem Zweiten Weltkrieg – auf diesen beiden Handlungsebenen lässt Claire Winter ihren neuesten Roman „Die verbotenen Zeit“ spielen. Ausgehend von einer Frauenfreundschaft zeichnet sie ein beeindruckendes Bild der Vorkriegszeit: die Veränderungen im alltäglichen Leben, das allmähliche Erstarken der nationalsozialistischen Bewegung, die zunehmende Bedrohung der jüdischen Mitbürger. Dies alles schildert sie emotional, doch nicht kitschig anhand von Einzelschicksalen und bringt so ihren Leserinnen diese dunkle Epoche der deutschen Vergangenheit nahe.

Kommentare

Arietta kommentierte am 01. September 2015 um 10:05

Dieses Buch steht  auf meinem Wunschzettel !

Deine Rezi, hat mich noch mehr bestärkt es zu Lesen, es entspricht genau meinem Genre !

Danke