Rezension

Eine ebenso spannende wie amüsante Exkursion in den Weltraum

Wir haben ein Problem - Eugen Reichl

Wir haben ein Problem
von Eugen Reichl

Bewertet mit 4 Sternen

Ich hätte ehrlich gesagt nie gedacht, dass ich mich einmal für ein Buch über Raumfahrt interessieren könnte, aber meine wachsende Leidenschaft für Science Fiction Romane hat mich, glaube ich, für diesen Themenbereich sensibilisiert und neugierig gemacht. Da kam Eugen Reichls Buch Wir haben ein Problem: Storys aus der Raumfahrt wie gerufen und wie der Verlag und der witzige Titel bereits suggerieren, gibt es zwischen den Buchdeckeln so einige Kuriositäten zum Wundern und Schmunzeln zu entdecken.

Für einen sanften Einstieg kehrt Eugen Reichl, Raumfahrtexperte und Autor zahlreicher Bücher zum Thema, zu seinen eigenen Wurzeln zurück, berichtet von seiner Faszination für das Weltall und schildert, wie er die Mondlandung von 1969 miterlebt hat. Erfrischend und sympathisch finde ich dabei, dass Reichl sich allzu gerne selbst aufs Korn nimmt. Diesen humoristischen und lockerflockigen Ton behält er bei - allein, auf welche Weise er all die verschiedenen Pannen der NASA und anderer Raumfahrtgesellschaften schildert, ist zum Brüllen komisch. So wie die meisten Missgeschicke selbst: Von fehlenden Bolzen, die einen millionenteuren Satelliten zu Fall bringen über ein vergessenes Handtuch im Wassertank bis hin zu falsch montierten Teilen.

Neben den verschiedensten Pannen gibt Reichl außerdem witzige und kuriose Anekdoten aus der Raumfahrtgeschichte sowie einiges Wissenswertes zum Besten. Ich habe etwa noch einiges über die Mondlandung, die Faszination für außerirdisches Leben und die Weltraumforschung an sich gelernt. Auch diese Passagen sind jedoch nicht im nüchtern-trockenen Sachbuch-Stil verfasst. Reichl verzichtet auf komplizierte Fachsprache und macht dem (in diesem Genre eher ungebildeten) Leser so auch knifflige technische Aspekte und dergleichen begreiflich. Mit dabei ist auch immer ein Ausflug in die Geschichte - an Hintergrundinfos mangelt es in Wir haben ein Problem also auf keinen Fall.

Ergänzt werden die Storys aus der Raumfahrt von witzigen Illustrationen, dem ein oder anderen faszinierenden Gedankenspiel und Eugen Reichl persönlichen Gedanken und Meinungen. Das rundet das kleine Büchlein ab und sorgt für ein abwechslungsreiches und ebenso amüsantes wie lehrreiches Leseerlebnis. Natürlich konnte ich mich nicht für jede einzelne Geschichte erwärmen und fand einige Anekdoten spannender als andere, aber das bleibt bei einem (humorvollen) Sachbuch ja schließlich nicht aus.

Lieblingszitat:

"Eine Umfrage in den Vereinigten Staaten ergab übrigens, dass etwa 80 Prozent der Amerikaner an intelligentes Leben irgendwo im Weltraum glauben. Das ist erstaunlich, denn angeblich sind neuerdings nur noch 30 Prozent der Amerikaner davon überzeugt, dass intelligentes Leben auch in Washington existiert. Von daher kommt es wohl, dass Teleskope, die nach intelligentem Leben suchen, stets von der Erde weggerichtet sind ..." (S. 91f.)

Mein Fazit:
Wer sich für Science Fiction, das Weltall und die Raumfahrt interessiert, der sollte statt zum Roman einfach mal zu Eugen Reichls witziger Sammlung an Kuriositäten, Anekdoten und Wissenswertem zum Thema greifen. Gute Unterhaltung, viel Witz und spannende Hintergrundinfos garantiert! Klar, nicht jede Geschichte weiß zu begeistern, ich aber bin durchaus positiv überrascht. Wer hätte gedacht, dass ein Buch über Raumfahrt mich derart gut unterhalten könnte!