Rezension

Eine Ehe am Scheideweg?

Sylt auf unserer Haut -

Sylt auf unserer Haut
von Claudia Thesenfitz

Bewertet mit 3 Sternen

„Sylt auf unserer Haut“ beginnt mit einer klassischen Ausgangssituation. Die Kinder sind aus dem „Nest“ und die Eltern, zumindest aus Sicht von Maja, wissen nicht mehr viel miteinander anzufangen. Robert wirkt insgesamt etwas zufriedener als seine Frau, zumindest so lange seine dringendsten Rituale/Bedürfnisse einigermaßen befriedigt werden. Der Einstieg gefiel mir und ich hab dieses Buch in Erwartung eines weitgehend unkomplizierten „Wohlfühllesevergnügens“ begonnen.

Mit Maja gibt es eine Hauptfigur, die ich zunächst sympathisch fand, die allerdings im Laufe der Geschichte für mich an Glanz verloren hat. Robert ist von Beginn an kein rechter Sympathieträger gewesen. Er kommt reichlich pedantisch rüber, ein „Trockenknödel“, wie er gerne mal bezeichnet wird, was ja an sich noch nicht so schlimm wäre, denn in Majas Erinnerungen finden sich durchaus positive Seiten. Aber seine unsensible Selbstgefälligkeit, verbunden mit einem gewissen Egoismus und, ziemlich unschön, auch noch einem Anflug von Geiz, ergeben in der Summe das Bild eines unangenehmen Zeitgenossen. Verständlich, dass die unkomplizierte, spontane Lebensfreude von Bernd und seiner Freundin Karin, die auf Sylt die Nachbarferienwohnung bezogen haben, anziehend auf Maja wirkt.

Als sie auf Sylt ankommen, ist Maja zwar nicht (mehr) sonderlich glücklich, aber doch einigermaßen zufrieden mit dem Arrangement ihres ruhigen, abgesicherten Lebens, in dem es „keine besonderen Höhen, aber eben auch keine unübersichtlichen Tiefen gibt“. Roberts Arbeitskollege Bernd, auch optisch so ganz anders als ihr Ehemann, eröffnet ihr neue Perspektiven, wenn man es so ausdrücken möchte *g*. Denn diese Perspektiven beziehen sich zu einem großen Teil auf einen ganz bestimmten Aspekt des Lebens. Majas beste Freundin nennt es eine „Life-changing-Sex-Erfahrung“, und die Autorin nimmt sich viel Zeit, ihren Leserinnen nahezubringen, was sie darunter versteht. Prinzipiell habe ich nichts gegen ansprechende Sexszenen in Romanen, doch hier habe ich das in dieser Form bzw. Fülle nicht erwartet und es war mir ein dann doch ein bisschen viel.

Das Buch ließ sich flott und unterhaltsam weglesen, denn der Schreibstil war nett, - und dann natürlich Sylt als unwiderstehliche Kulisse... Doch insgesamt bin ich etwas enttäuscht gewesen. Der Anfang hat mir gut gefallen, die weitere Entwicklung von Handlung und Figuren weniger. Gegen Ende fühlte ich mich wie in einem Zeitraffer, und irgendwie ist bei mir der Eindruck geblieben, dass die einzelnen Elemente nicht so recht zueinander passen und ineinander greifen.

Glücksgefühle hat die Lektüre bei mir nicht hinterlassen, auch wenn es letztlich für alle im Glück endet. (Damit hab ich sicher nicht gespoilert – bei einem Roman dieses Genres mit dem Hinweis „ein Glücksroman“ auf dem Cover).

Es war mein erstes Buch der Autorin und ich bin nicht sicher, ob ich noch eins lesen möchte. Wenn mir nach einem leichten Roman aus diesem Genre zumute ist, kenne ich Autorinnen, die meinen Geschmack besser treffen.