Rezension

eine ehrliche Darstellung

Die große Heuchelei - Jürgen Todenhöfer

Die große Heuchelei
von Jürgen Todenhöfer

Bewertet mit 5 Sternen

Das Buch ist eine aktuelle und offene Darstellung über die Vorgehensweise der westlichen Welt in Bezug auf ihre Außenpolitik. Jürgen Todenhöfer zieht diese ehrliche Bilanz aus seinen jahrzehntelangen Erfahrungen u.a. als Beobachter in vielen Krisengebieten dieser Welt. Er schreibt offen und ehrlich seine Ansichten zu den Beweggründen, warum die westl. Länder in das Leben und die Politik anderer Länder eingreifen. Dadurch, dass er auf seinen vielen Reisen, z.B. nach Jemen, Syrien, Afghanistan, Israel, USA usw., immer die Begegnung mit allen Betroffenen sucht, ob nun Rebellen, Parlamentarier, Staatsoberhäupter, normale Bürger, kann er aus jedem Blickwinkel die Situation und Motivation der Menschen schildern. Und gerade diese vielseitige Sicht trägt zu der Meinung bei, dass der Westen meist nicht aus sozialen bzw. menschlichen Gründen tätig wird, sondern alleine aus wirtschaftlichen und geostrategischen Gründen. Und das die Darstellung in der Öffentlichkeit durch die Äußerungen der Politiker und auch oft der Journalisten, falsch dargestellt wird. Der Bevölkerung wird meist nur ein "humanitärer" Grund vorgegauckelt. Das doch sehr komplexe Thema wird in dem Buch durch die oft kurzen Abschnitte sehr gut vermittelt. Die Überschriften erlauben eine gute Orientierung und man kann durch die Unterteilung in kurze Abschnitte immer gut das Gelesene verarbeiten und überdenken.
Die geschilderten Erlebnisse seiner Reisen sind sehr interessant und teilweise schockierend. Vor allem, da der Leser oft die Betrachtung der "anderen" Seite nicht kennt. Die Darstellungen einzelner Schicksale sind besonders nachhaltig für den Leser und bringt die Konsequenzen aus dem Handeln der westl. Welt  anschaulich rüber. Die Bilder in dem Buch sind auch sehr aussagekräftig und für den Leser sehr wichtig. Denn eigentlich sollten nach den Erfahrungen aus der Vergangenheit, solche Bilder von total zerstörten Städten und ihrer Toten nicht mehr vorkommen. Außerdem zeigt Todenhöfer durch viele Beispiele, wie Briefauszüge, Interviews, dass die Verantwortlichen ihr Handeln davon nicht leiten lassen. Dieses Buch ist eine klare Darstellung der Situation und sollte dem Leser die Augen für die erschütternde Vorgehensweise der Länder öffnen. Aber vor allem sollten sich die Verantwortlichen dieser Taten davon beeinflussen lassen. Terrorismus und Extremismus sollte natürlich verhindert werden. Die Frage ist nur, mit welchen Mitteln. Man kann nur hoffen, dass sich die Einstellungen und die Handlungen dazu auf der ganzen Welt ändern. Ich kann dieses ehrliche, schockierende und aufrüttelnde Buch nur jedem halbwegs an der Welt interessierten Menschen empfehlen.