Rezension

Eine einfühlsame, tiefgründige Geschichte, die absolut fesselt

Die Sache mit Callie und Kayden - Jessica Sorensen

Die Sache mit Callie und Kayden
von Jessica Sorensen

Bewertet mit 5 Sternen

Meinung:

Nachdem Callie an ihrem zwölften Geburtstag etwas Schreckliches widerfährt, zieht sie sich in sich selbst zurück, lässt niemanden mehr an sich heran und schottet sich für die nächsten sechs Jahre komplett von der Außenwelt ab.
Kurz vor dem Aufbruch ans College wird sie Zeugin davon wie Kayden Owens, den sie bereits seit ihrer Kindheit kennt, brutal zusammengeschlagen wird. Sie springt über ihren Schatten, stellt sich dem Angreifer in den Weg und rettet Kayden das Leben.

4 Monate später treffen die beiden unverhofft wieder aufeinander.

Kayden traut seinen Augen kaum und ist sich erst gar nicht sicher, das dieses Mädchen, in das er gerade reingelaufen ist, tatsächlich Callie Lawrence sein könnte. Sie hat sich verändert, doch auch jetzt wirkt sie noch immer unnahbar.
Seit der Nacht in dem sie ihm das Leben gerettet hat, hat er sich vorgenommen sie wieder zu sehen. Er nimmt sich vor sie besser kennen zu lernen und bietet ihr seine Freundschaft an. Doch aufgrund ihrer Distanziertheit ist es schwer überhaupt irgendwie an sie ranzukommen.

Als es ihm schließlich doch gelingt und ihr Panzer einen Riss bekommt, muss er sich eingestehen, das seine Gefühle für sie längst viel tiefer gehen...

Ich war kein Fan, der "Ella & Micha" Cover und es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, das mich das Cover von "Die Sache mit Callie und Kayden" jetzt umhaut ! Aber: Ich finde es gelungen und es passt zu einer Szene der Geschichte, die ich als sehr emotional und romantisch empfand und die mir immer im Gedächtnis bleiben wird, schon alleine Dank des Covers.

Die Handlung ist leicht zu erklären. Zwei junge Erwachsene, deren Leben durch die Hände anderer verkorkst ist, treffen, obwohl sie sich seit ihrer Kindheit kennen, am College zum ersten Mal richtig aufeinander. Beide sind jedoch in ihrer inneren Dunkelheit so gefangen, das sie nur sehr zögerlich aufeinander zugehen. Doch sie wagen es, lassen sich auf den jeweils anderen ein und so beginnt eine Freundschaft zu erblühen, die schon bald tiefere Gefühle mit sich bringt, mit denen beide erst lernen müssen umzugehen.

Callie und Kayden haben in ihrem jungen Leben schon so viel Grausames erleben müssen und sind dementsprechend ernste, sorgenvolle und tief verletzte Charaktere mit vielen Narben und Macken.

Was Callie widerfahren ist, war zumindest für mich direkt zu Beginn der Geschichte schon irgendwie klar. Es hat nicht viel gebraucht um sich das zusammen zu reimen und trotzdem, obwohl ich es ahnte, hat es mich schockiert. Am schlimmsten finde ich allerdings das sie dieses Grauen mit sich selbst ausmacht und das schon über einen sehr langen Zeitraum.
Doch auch Kaydens Schicksal hat mich erst sprachlos und dann einfach nur zornig gemacht. Er sucht die Schuld für all das Geschehene seiner Vergangenheit bei sich selbst und schreckt nicht davor zurück sich immer wieder dafür zu bestrafen.

Umso schöner ist es, das Jessica Sorensen ihre beiden Protagonisten aber auch einfach mal jugendlich unbeschwert sein lässt. Ich denke dabei an Szenen die sich auf einem Jahrmarkt abspielen. Hier sind sowohl Kayden, als auch ( und vor allem ) Callie völlig gelöst und bereit sich einfach nur dem Spaß hinzugeben. Auch wenn es ihr anfangs noch recht schwer fällt, löst sich nach und nach der Knoten in ihrem Bauch und sie beginnt sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und sich zu amüsieren. Manch eine ihrer Handlungen wirkt hier schon beinahe albern, aber genau das dürfen sie sein, denn sie sind gerade mal Achtzehn. Und es ist schön das die Autorin diese Momente schafft, in dem sie ihre Charaktere einfach mal für einen Moment vergessen lässt, denn das Grauen in ihren Köpfen ist ohnehin allgegenwärtig und bestimmt ihrer beider Alltag.

Die Entwicklung zwischen den beiden, die hier nicht Knall auf Fall passiert, sondern sich langsam und zögerlich aufbaut, empfinde ich als unglaublich intensiv, was viel an Callie liegt, da sie einfach bei jeder Berührung und jedem Stückchen mehr Nähe, ihre Ängste überwinden muss und nur langsam Vertrauen fasst. Doch auch für Kayden ist diese Art Gefühl neu und besonders. Und jeder Schritt den er auf Callie zumacht, hat den Beigeschmack von Angst. Davor sie zu verscheuchen, sie zu verletzen, aber auch davor, sich selbst zu verlieren.

Wie schon bei "Ella und Micha" werden die Protagonisten auch hier durch gute Freunde unterstützt, die man stets an ihrer Seite findet, die ihre Geschichten kennen, ihnen gut zusprechen und denen sie vertrauen und die man als Leser direkt mit in sein Herz schließt.

Jessica Sorensen steigert sich mit jedem Buch und auch wenn sie bei Callie und Kayden an manchen Ecken noch ein bisschen an den Feinheiten feilen muss, so hat mich der Roman als Gesamtes echt überzeugt und vor allem zutiefst bewegt.

Der Schreibstil war gewohnt flüssig und die Geschichte, die sie hier in gewohntem Stil, abwechselnd aus der Perspektive beider Protagonisten erzählt, war gefühlvoll, aber auch irrsinnig spannend.
Das Ende lässt mich mit einem frustrierten Seufzer zurück, da ich jetzt noch bis Mai auf den Nachfolgeband warten muss und sie mich hier mit einem gemeinen Cliffhanger zurücklässt.

Fazit: 
Jessica Sorensen hat sich hier nicht nur erneut gesteigert, sondern mich mit ihrem unglaublichem Einfühlungsvermögen überrascht und begeistert. "Die Sache mit Callie und Kayden" ist in meinen Augen ihr bisher bestes Buch. Ernste Themen, authentische Charaktere, Spannung und Romantik verflicht sie gekonnt zu einer fesselnden Geschichte, die mich auch tief berührt hat.

©Ina's Little Bakery