Rezension

Eine ernste Liebesgeschichte

Zwei für immer - Andy Jones

Zwei für immer
von Andy Jones

Bewertet mit 4 Sternen

INHALT
Die Filmleute William Fisher (32) und Ivy (41) lernen sich am Filmset kennen. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Bereits nach drei gemeinsamen Wochen wird Ivy schwanger und beide sind mehr als überrascht darüber. Sind sie beide nach so kurzer Zeit überhaupt in der Lage, eine feste Beziehung zu führen? 
Man kennt sich einfach zu wenig und hat im Liebesrausch noch nicht über die Zukunft nachgedacht. Zudem muss sich William Fisher um seinen schwerkranken Freund El kümmern...

MEINUNG
Das Cover suggeriert eine heitere Liebesgeschichte, doch das Gegenteil ist der Fall. Andy Jones lässt in "Zwei für immer" den 32-jährigen Londoner William Fisher (im Roman nur Fisher genannt) zu Wort kommen und seine ungewöhnliche Beziehungsgeschichte erzählen. Einen Liebesroman aus männlicher Perspektive, das bekommt der Leser nicht alle Tage vorgesetzt und noch dazu mit einer entkitschten Ernsthaftigkeit, die anrührt. 

Mich konnte der Roman abgesehen von minimalen Schwächen 100%ig überzeugen. Die emotionale Berg- und Talfahrt innerhalb einer Beziehung wird sehr authentisch und offen thematisiert. Hier ist es besonders William Fisher, der über sich hinaus wächst und als Mann Gefühle zulässt. Seine anhaltenden Ängste, aber auch seine Hoffnung auf eine harmonische Lösung mit Ivy reißen mit. 
Der Hauptcharakter glaubt trotz verschiedener zwischenmenschlicher Krisen an die Liebe zu Ivy, während letztere sich immer mehr in sich zurückzieht und William viele Male hilflos und kommentarlos allein lässt. Sie als Ältere müsste doch eigentlich reifer und in Sachen Emotionen kommunikativer sein, aber sie ist es nicht. Man möchte sie regelrecht schütteln, damit sie einmal die berühmten drei Worte sagt. Gerade diese unausgesprochene Gefühlslage bestimmt die Handlung. Es ist ein Abziehbild eines typischen Mann-Frau-Problems: der Kommunikation. Darüber hinaus sind Leben und Tod die bestimmenden Themen des Buchs. Während Williams und Ivys frische Verbindung das Leben symbolisiert, steht Williams Freund El für den Tod. Dieser ist unheilbar krank und sehnt sich nach Erlösung. Auch diesem schwer verdaulichen Kontext nähert sich der Autor auf sehr realistische Weise. Das Beste daran ist, dass er keine Beschönigungen als notwendig erachtet, sondern auf ein authentisches Abbild des Lebens setzt. Es wird gezweifelt, geweint, aber auch gelacht. Die gesamte Klaviatur der menschlichen Emotionen kommt zum Tragen. Doch Vorsicht! Die ernsteren und nachdenklichen Momente überwiegen, was mich aber so gar nicht gestört hat. Denn zu oft, beschreiben die Liebesromane der Gegenwart eine Traum- bzw. unrealistische Märchenwelt.

Andy Jones Sprache ist humorvoll, aber auch tiefsinnig und lässt sich wunderbar flüssig weg lesen. Ich mag einfach Autoren/Menschen, die selbst in schwärzester Stunde nicht ihren Humor verlieren, auch wenn's eine Art Galgenhumor ist.  

FAZIT
Ein Liebesroman mit Ecken und Kanten, der den Leser anrührt. Ich wünsche mir mehr solche lebensnahen Liebesgeschichten.