Rezension

Eine erschreckende Familiengeschichte

Die Gewitterschwimmerin - Franziska Hauser

Die Gewitterschwimmerin
von Franziska Hauser

Bewertet mit 4 Sternen

Mit diesem Roman „Die Gewitterschwimmerin“ erzählt die Autorin Franziska Hauser die Lebensgeschichte der Tamara Hirsch und damit die Geschichte ihrer eigenen Familie.

Nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter Adele, ist Tamara dabei, das Haus zu entrümpeln. Sie schwingt den Vorschlaghammer und verbrennt Erinnerungsstücke. Dabei blickt sie auf ihr Leben zurück und erinnert sie sich, wie unglücklich sie in dem Haus gewesen ist. 

Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich mich in die Geschichte hineingelesen hatte. Wir lernen die Geschichte der Familie Hirsch ab dem Jahr 1889 kennen und gegenläufig dazu die Geschichte von Tamara als Ich-Erzählerin. Dabei wird immer wieder zwischen den Zeiten hin und her gesprungen. Gleichzeitig ist diese Familiengeschichte auch ein Stück Zeitgeschichte. Die politischen Verhältnisse haben Einfluss auf die Hirschs, die verfolgt waren und Widerstand geleistet haben, die Geschichte mitgeprägt haben und die sich angepasst haben.

Der Schreibstil ist sehr direkt und authentisch.

Ich mochte die unangepasste, sperrige Tamara, die Mutter von zwei Töchtern ist und auch schon Enkel hat. Dass sie eine Ausbildung zur Puppenspielerin gemacht hat, ist bei ihrer Familie nicht gut angekommen. Sie hat schon früh gelernt zurechtzukommen und nicht zimperlich zu sein, sie macht es sich aber auch selbst nicht leicht. Zu ihrer Mutter Adele hat sie eine schwierige Beziehung. Sie und ihre Schwester Datscha werden durch die Eltern und den Onkel missbraucht. Ihre Schwester ist an allem zugrunde gegangen, Tamara wurde dadurch, wie sie nun mal ist. Sie geht gerne schwimmen, allerdings nur bei Gewitter. Sie hofft, dass der Blitz einschlägt und alles vorbei ist.

Auch die anderen Charaktere sind komplex und sehr exzentrisch. Die Männer hatten ihre politischen Überzeugungen, für die sie einstanden. Frauen waren eher schmückendes Beiwerk und wurde gerne auch mal ausgetauscht.

Es ist ein interessantes Buch, aber auch eines mit vielen Abgründen. Besonders heftig wurde es, wenn es um den Missbrauch ging. Es macht einfach fassungslos.

Auf dieses Buch muss man sich einlassen können.