Rezension

Eine erschütternde Familiengeschichte

Zeit der Schwalben - Nikola Scott

Zeit der Schwalben
von Nikola Scott

Bewertet mit 4.5 Sternen

Adele Harington trauert um ihre Mutter Elizabeth, die vor einem Jahr tödlich verunglückte. Da geht erst ein merkwürdige Anruf ein und dann steht plötzlich eine Frau vor der Türe, die behauptet, ihre Zwillingsschwester zu sein. Kann das sein? Was ist damals geschehen? Die beiden Frauen machen sich auf die Suche, um das Rätsel zu lösen.

So erfahren wir nach und nach die Geschichte der jungen Elizabeth. Ihre Mutter liegt 1958 im Sterben und daher wir die Tochter den Sommer über zu Freunden nach Sussex geschickt. Dort erlebt sie unbeschwerte Tage und verliebt sich.

Die beiden Zeitstränge werden abwechselnd erzählt und erst so nach und nach erschließt sich, was geschehen ist.

Zunächst konnte ich nicht verstehen, wie kalt und distanziert sich Elizabeth gegenüber ihrer Tochter Adele, genannt Addie, verhalten hat. Warum hat sie die jüngere Tochter Venetia immer vorgezogen? Je mehr ich über Elizabeth erfahren hatte, umso besser konnte ich sie verstehen. Sie stand mit den Folgen ihrer Verliebtheit plötzlich alleine da und wurde von einem sehr strengen und engstirnigen Vater überfahren. Zum Glück hat sie einen wunderbaren Mann geheiratet, der ein liebevoller Vater für Addie geworden ist.

Addie und Phoebe machen sich gemeinsam auf eine Reise in die Vergangenheit und es ist schön zu sehen, wie gut sie sich nach kurzer Zeit verstehen. Addies jüngere Schwester Venetia ging mir wirklich oft auf die Nerven, aber ich denke, dass sie auch mit allem, was geschehen ist, ein wenig überfordert war.

Es ist schon erschreckend, wie unverheiratete, schwangere Frauen früher behandelt wurden und wie man unter dem Deckmantel der Wohltätigkeit grausame Entscheidungen über ihren Kopf hinweg getroffen hat. Moralvorstellungen und Angst vor dem Gerede der Leute waren wichtiger als die Gefühle der betroffenen Frauen.

Ein sehr emotionale Geschichte, die mir gut gefallen hat.