Rezension

Eine etwas lang geratene Fortsetzung

Der Seidenspinner
von Robert Galbraith

Bewertet mit 4 Sternen

Der erste Band der Cormoran-Strike-Reihe hat mir gut gefallen. Strike ist ein Ermittler, der dem Militär nach Kriegsunglück, bei dem er den Unterschenkel eines Beines verloren hat, den Rücken zugekehrt hat, um sich sein Geld nun als Privatdetektiv zu verdienen. An seiner Seite steht seine Sekretärin Robin, mit der er gemeinsam bereits einen medienwirksamen Fall aufklären konnte, so dass die Detektei nun gut läuft. Strike ist dabei nicht nur wegen seiner Prothese kein 0815-Typ, sondern hat er auch viele Eigenheiten. So vergesse ich beim Lesen stets, dass er eigentlich mit 36 noch jung ist, da er im Buch wesentlich älter erscheint.
In diesem Buch musste nun nichts mehr eingeführt werden, außer die Protagonisten des neuen Falls. Die Hauptfiguren sind bereits aus dem Vorgänger bekannt, so dass die Handlung sehr schnell in Gang kommt. Allerdings hatte ich auch diesmal wieder das Gefühl, als hätte der Geschichte ein wenig Straffung sehr gut getan. Die Ermittlung ist zwar nicht langweilig, aber es werden nicht viele Details aufgedeckt, dir zur Lösung des Falls beitragen können. Stattdessen werden viele verschieden beteiligte Personen interviewt, wobei Strike große Fortbewegungsprobleme hat, da er sich das Knie am amputierten Bein verdreht hat und nun noch mehr gehandicapt ist. Es geht daher alles irgendwie im Schneckentempo vorwärts. Am Ende hat Strike die Erleuchtug. Der Leser aber, der vorher bei jedem Schritt und Tritt dabei sein konnte, wird nun außen vor gelassen und erfährt nur noch Bruchstücke, bis im Finale dann der Mörder geschnappt wird. Das empfand ich stilistisch gesehen als ungeschickt. Auf diese Weise konnte ich nie wirklich miträtseln, wer den Mord nun begangen hat, da Strike auch mehr durch Eingebung darauf gekommen ist, statt durch Ermittlungsergebnisse. Dies ist bei einem Krimi recht ernüchternd.
Der Fall ist an sich aber wirklich gut gemacht: Ein Autor verschwindet und hinterlässt ein äußerst brisantes Manuskript, in dem er vielen seinr Bekannten ans Bein pinkelt. Seine Frau lässt ihn erst nach mehreren Tagen durch Strike suchen, der sich schnell in Londons Literatur- und Verlagswelt einarbeitet. Die Thematik des Falles hat mit daher sehr gut gefallen. Allerdings muss ich sagen, dass der Inhalt des Manuskripts sehr krank ist – so etwas würde ich niemals lesen wollen – und daher das Opfer mir sehr unsympathisch war. Auch die Passagen, in denen das Mordszenario geschildert wird, empfand ich als ziemlich happig, dabei bin ich eigentlich kein zimperlicher Leser, da habe ich mein Kopfkino gut im Griff, aber hier ist mir auch etwas komisch geworden. Dies passt aber zu der Stimmung der Serie. Sie ist irgendwie düsterer, als bei manch anderen Krimis, was mir sehr gut gefällt.
Die “Hin-und her”-Entwicklung der Beziehung zwischen den Hauptcharkteren hat mir auch gut gefallen und ich bin mir sicher, dass hier das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.

Fazit: Der Seidenspinner ist eine gelungene Fortsetzung von J. K. Rowlings Krimireihe um den Privatdetektiv Strike, die eine ganz eigene, düstere Stimmung verströmt, was mir gut gefällt. Leider ist das Finale meiner Meinung nach nicht gut gelungen, weil der Leser bei den entscheidenen Schlussfolgerungen außen vor gelassen wird, er aber nicht ausreichend Informationen hat, um selbst zu rätseln. Außerdem hätten die Ermittlungen gut um ein ganzen Stück gekürzt werden können. Nichtsdestotrotz, hat mir das Buch gut gefallen und ich habe Gefallen an dieser Reihe gefunden, so dass ich Cormoran Strike und seinen Ermittlungen auch weiterhin treu bleiben werde.