Rezension

Eine Famielengeschichte vor den Kulissen Berlins nach dem 2. WK

Die Schwestern vom Ku'damm: Wunderbare Zeiten - Brigitte Riebe

Die Schwestern vom Ku'damm: Wunderbare Zeiten
von Brigitte Riebe

Bewertet mit 3 Sternen

~~Inhalt:

Die Familie Thalheim füht vor der Machtergreifung Hitlers und dem 2. Weltkrieg ein gutgehendes Modekaufhaus im Herzen Berlins. Doch Bomben zerstören alles und nach Kriegsende heißt es, sich irgendwie in Trümmern, Lebensmittelknappheit und Schwarzmarkt zurechtzufinden. Rike, älteste Tochter des Thalheim-Clans, wünscht sich nichts sehnlicher als das Kaufhaus neu zu erbauen und in altem Glanz erstrahlen zu lassen. Doch wie soll das im zerstörten Berlin möglich sein, wo noch dazu sich kaum jemand neue Kleider leisten kann? Mit viel Energie, Durchhaltevermögen und Selbstbewusstsein gelingen Rike und ihrer Familie jedoch kleine und große Erfolge ...

Meinung:

Momentan scheinen Romane, die in Deutschland im frühen 20. Jhd. oder auch in den Wiederaufbaujahren angesiedelt sind, sich großer Beliebtheit zu erfreuen. Ich finde diese noch recht jungen Phasen deutscher Geschichte auch ziemlich spannend, deshalb habe ich mich sehr gefreut, oben genanntes Buch bei LB gewonnen zu haben. Die Geschichte lässt auch sehr viel Raum für die vielfältigen Erfahrungen der Figuren in jener Zeit: Langes Anstehen für Lebensmittel, Tauschhandel auf dem Schwarzmarkt, Trümmerfrauenarbeit, Besatzung, Restriktionen, erstes zartes Aufblühen neuen Handels, die neue Währung und und und. Vor allem den sich neu entwickelnden politischen Strömungen gibt die Autorin viel Raum, was mich sehr interessiert hat! Da gehen politische und gesellschaftliche Risse direkt durch eine Familie und sorgen für ordentlich Zündstoff! Diese unruhigen Zeiten werden in Brigitte Riebes Roman wunderbar lebendig!

Womit ich mich jedoch etwas schwer getan habe, waren die Figuren und die sich doch recht schnell und reibungslos auflösenden Konflikte. Oftmals kommt der Zufall zu Hilfe, Dinge fügen sich oder werden grundsätzlich schnell abgehandelt. Dadurch entstand für mich ein Gefühl der Oberflächlichkeit und Vorhersehbarkeit: Im Prinzip ist von vornherein klar, dass den Protagonisten nichts ernsthaft Schlimmes geschieht. Leiden sie (emotional) dennoch einmal, raffen sie sich nach einiger Zeit wieder auf und machen da weiter, wo sie aufgehört haben. Niemand lässt sich unterkriegen. Das war mir bisweilen zu simpel.

Dazu kommt ein häufiges Bemühen der Beziehungsschiene, die mich persönlich einfach nicht in dem Maße mitreißt, wie es vielleicht gewollt ist. Vielmehr hätte mich z.B. interessiert, wie die Familie mit dem ungewissen Schicksal des in Russland verschollenen Sohnes bzw. Bruders umgeht und was dieses Nichtwissen mit den Angehörigen macht.

Insgesamt vergebe ich daher 3 von 5 Sternen