Rezension

Eine Familie, eine Lebensentscheidung - ansprechender Roman mit Tiefgang

Ein Tag hat viele Farben
von Christine Drews

Bewertet mit 5 Sternen

Von der Autorin Christine Drews ist dies nunmehr mein erstes Buch. Mich hatte der Klappentext angesprochen. Auch wenn ich anfangs nicht genau wußte, was mit dem Roman auf mich zukommen würde, ich habe mich einfach mal überraschen lassen.
Der Anfang ist schnell erzählt. Mick Römer, der wieder einmal sein geliebtes Bild, den Pechstein, betrachtet, erleidet einen Schlaganfall und liegt im Koma. Der Anfall hatte gravierende Auswirkungen auf sein Gehirn, so dass er an lebenserhaltenden Maschinen hing. Nun war der Tag gekommen, diese abzuschalten. Das hatte er ausdrücklich in seiner Patientenverfügung festgelegt, die seine älteste Tochter Mia besass. Nun mußte die 37-jährige ihren Vater gehen lassen. Mit fünf Jahren starb schon ihre Mutter. Nur wenige Jahre danach hatte der Vater neu geheiratet und Mia zwei Geschwister bekommen, Tom und Anna. Zusammen mit Mark, Mias Mann, den Geschwistern und der verhassten Stiefmutter begeben sie sich auf den Weg ins  Krankenhaus, um Mick auf seiner letzten Reise zu begleiten. Abschied nehmen. In allem, was die Familie bewegt, es dreht sich auch um das Erbe, um das geliebte Bild, den Pechstein. Da quält sich Tom mit seinem Wissen um das Bild und will es entwenden, bevor es zu einem Fiasko kommt.
Während der Leser am gegenwärtigen Leben teilnimmt, geht es in Sprüngen in die Vergangenheit und es wird klar, was so alles passiert ist, dass die Familie auseinandergetriftet ist. Der einzige Ruhepol in der jetzigen Situation ist Mark. Der immer wieder beschwichtigt, einlenkt und Mia vor ihren Überreaktionen bewahren möchte. Tom ist ein Getriebener, ein Außenseiter, der nach Berlin geflüchtet war. Dort lebt er und kann als Mann so leben wie er ist.
All die verschiedenen Charaktere, sehr gut aufgestellt, machen das alles zu einer Lesereise mit Höhen und Tiefen. Themen wie Familie, Trauer, Verlust spielen eine Rolle und es wird gezeigt, wie Menschen damit umgehen. Ebenso was Verlust und Trauer mit einem Menschen anstellen können. Jede der Geschwister erleben ihren Vater auf eine eigene Art in der Vergangenheit. Und wie es sich auf ihr weiteres Leben, ihre Persönlichkeit ausgewirkt hat. Dass Mia sich gegenüber ihrer Stiefmutter nicht immer fair verhalten hat, diese dadurch eben sehr unsympathisch wirkt, am Ende wird sich zeigen, man sollte nicht zu vorschnell urteilen. Manchmal geschehen Dinge einfach zum Schutz anderer.
Der Sprachstil ist flüssig, auch wenn das Thema keine leichte Kost ist, mit der nötigen Prise Ernst, das Buch ist wirklich gut zu lesen. Man braucht nicht viele Charaktere, maßgebend ist das, was die Autorin dem Leser mitteilen möchte.

"Ein Tag hat viele Farben", ein Roman, der berührt und zum Nachdenken anregt., Das Buch beschreibt, was es heißt Abschied von einem geliebten Menschen zu nehmen. Und wie wichtig Familie sein kann.