Rezension

eine Familie in Kalifornien vor fast 100 Jahren, Roman einer Zeitzeugin

Draußen die Welt -

Draußen die Welt
von Janet Lewis

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der Roman erschien erstmalig 1943 unter dem Titel "Against a Darkening Sky": Und ein sich verdunkelnder Himmel zieht sich auch durch diese Geschichte, die von der Autorin Janet Lewis ( 1899 - 1998 ) Ende der 1920iger, Anfang der 1930iger Jahre in einem fiktiven Ort in Kalifornien angesiedelt wurde.

Im Zentrum des Romans steht die Familie Perrault, genauer gesagt die Hausfrau und Mutter Mary Perrault mit ihren vier Kindern nebst Ehemann. Wir befinden uns anfangs im Jahr 1929, der beginnenden Weltwirtschaftskrise, deren Auswirkungen wirtschaftlicher Niedergang, horrende Arbeitslosigkeit und Armut waren. Wohl denen, die über eine kleine Landwirtschaft und eigenes Land verfügten, so dass die Versorgung mit Lebensmitteln und Wohnraum gesichert war, so wie die Familie Perrault und deren Nachbarn.

Die Probleme der damaligen Zeit bilden im Roman allerdings nur den - dunklen - Hintergrund der Geschichte um Mrs. Perrault und ihre Familie. Geschildert wird ausführlich das Alltagsleben auf der Farm, das Liebesleben der Tochter Melanie, die Natur mit ihren Pflanzen, Tieren, Wetterverhältnissen, Gerüchen. Den "dunklen Himmel" habe ich durch die sich eher beiläufig ereignenden Schicksalsschläge wie Börsencrash, wirtschaftlicher Niedergang, Unfalltod einer Freundin, Vergiftung einer Nachbarin, einen Mord und den darauf folgenden Mob wahrgenommen. Diese Ereignisse führen, anders als man es erwarten würde, mitnichten zu einer Dramatisierung der Handlung. Das beschauliche,geborgene Familienleben der Perraults plätschert vielmehr weiter recht gemächlich dahin: "Draußen die Welt" eben, der Titel trifft es besser, als der amerikanische Originaltitel.

Als starker Anker in schwerer Zeit wird Mrs. Perrault in ihrer integren, zurückhaltend umsorgenden Art beschrieben. Dennoch konnte ich keine emotionale Verbundenheit zu ihr oder zu anderen Figuren des Romans aufbauen. Das liegt m. E. am schlichten Sprachstil, der distanziert wirkt. Janet Lewis hat laut Klappentext u. a. Romane über historische Justizfälle geschrieben, was vermuten lässt, dass der insofern verwandte Sprachstil auch in den vorliegenden Roman Eingang gefunden hat.

Sehr gefallen haben mir die Stellen, in denen sich Mrs. Perrault mit den neuen Nachbarn Reindl auseinandersetzt und in denen sie ihren, zum ersten Mal sehr bestimmenden, Umgang mit ihrem Sohn Duncan reflektiert: Hier bricht "die Welt" in das Leben der Perraults fühlbar ein und bleibt nicht mehr "draussen". Ich habe den Roman, der einige Längen aufweist, mit großem Interesse für das dort geschilderte Leben der Menschen in Kalifornien vor fast 100 Jahren gelesen. Richtig berührt hat mich die Geschichte jedoch nicht.

Ich vergebe 3,5 Sterne und eine Leseempfehlung.